Kinderlieder, die nicht nerven

Gibt es sowas überhaupt?

Wenn Kinder noch klein sind, mögen sie besonders die Musik, bei der sie mitsingen können, im Falle meiner Kinder also deutschsprachige Lieder. Je nach dem, was wir Eltern so auflegen, passen sie ihren Geschmack an. Da kann man Kinder tatsächlich noch richtig gut in eine bestimmte Richtung drängen…

Wir Großen hingegen sind nicht mehr so anpassungsfähig. Mein Mann und ich sind also nicht bereit, uns zu quälen, indem wir Radio Teddy anstellen. Oder extra für Kinder komponierte Songs anhören, die zumeist auch noch von Kindern gesungen werden.

Eine Ausnahme bildet Gerhard Schöne, weil dessen Kinderlieder echte Musik sind, kein liebloser, zielgruppenorientierter, volkstümelnder Kinder-Quatsch. Seine Musik berührt, egal in welchem Alter man ist. Schönes Texte können wirklich witzig sein und durchaus zum Mitsingen animieren (Ein Popel, ein Popel, ein Popel, hollala…). Doch das nächste Lied kann schon nachdenklich stimmen. Insofern ist die Musik des Künstlers sehr abwechslungsreich – und nie belanglos.

In einem Artikel der Süddeutschen Zeitung heißt es „Vor allem im Auto bestimmt der Nachwuchs die Musik“. Hä? Wieso das denn? Man will doch weiter als bis zum nächstbesten Baum kommen. Nee, gerade im Auto lassen sich Mama und Papa eben nicht das Heft aus der Hand nehmen. Schon weil wir vorne sitzen, hähä.

Aber man kann dem Nachwuchs ja etwas entgegenkommen, indem man auf oben erwähnte deutschsprachige Interpreten zurückgreift, wobei wir uns selbst in dieser Hinsicht lange schwergetan haben. Die im Radio gepriesenen weinerlichen „Deutschpoeten“ sind schließlich noch schwerer zu ertragen als Rolf Zuckowski.

Glücklicherweise brachte Peter Fox gerade sein erstes und einziges Soloalbum (Stadtaffe) heraus, als unser Sohn drei wurde. Dank jahrelangen Rauf- und Runterhörens können wir alle noch heute jedes seiner Lieder auswendig. Trotzdem – und das ist ein Wahnsinnsverdienst dieses Ausnahmekünstlers – ist uns seine Musik nie auf die Nerven gegangen.

Und dann wäre da noch Alligatoah, den meine Tochter gerade für sich entdeckt hat. Ich habe keine Ahnung, wie seine Alben alle heißen, weil ich auf dem Handy einfach nur nach Alligatoah suche und sie dann querbeet alles hört, was ihm zugeordnet wird.

Ihr liebster Song ist allerdings Alli-Alligatoah – und wenn die Nachbarskinder zu Besuch sind, trällern sie immer gemeinsam den Refrain. Was ich total witzig finde, weil sie dabei ganz ernst sind und sich gegenseitig korrigieren. Das Hintergründige seiner Texte ist ihnen überhaupt nicht bewusst – und zum Glück auch nicht, was Fotze heißt. Das erwähnt der Rapper nämlich am Ende gleich mehrmals. Und ich überlege dann immer, wie ich es ihnen erkläre, wenn sie doch mal fragen.


Nun ja, es gibt sie jedenfalls: Musik, an der sich Kinder und Erwachsene gleichermaßen erfreuen können. Und das beschränkt sich keinesfalls auf die oben erwähnten Beispiele. Man könnte ja auch die Ärzte mal wieder hervorkramen… Polizistensohn von Jan Böhmermann findet mein Sohn gerade ganz große Klasse. Mittlerweile bestimmt er seine musikalischen Helden selbst. Das erspart uns Eltern eine Menge Recherchearbeit – und macht nicht nur lange Autofahrten erträglich.

LG Anne!!!

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