Wie Kinder lernen, sich selbst zu beschäftigen

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Fantasie durch Langeweile

Nach der Schule ist Entspannung angesagt. Der Schulranzen landet in der Ecke, das Kind auf dem Sofa, wo es erstmal Youtube-Videos schaut. Die sind offenbar so witzig, dass das Kind auch nach Stunden nicht daran denkt, das Smartphone aus der Hand zu legen. Wären da nur nicht seine lästigen Eltern, die es daran erinnerten…

Unsere Kinder sind Digital Natives. Ein Leben ohne Internet kennen und wollen sie nicht. Verständlich, schließlich bietet ihnen das World Wide Web neben Youtube eine Menge unterhaltsamer Spiele. Mit einem Handy kommt niemals Langeweile auf.

Warum es für Kinder so wichtig ist, sich selbst zu beschäftigen

Den eigenen Gedanken nachhängen: die wenigsten ertragen das.

Denn: Wer will sich schon langweilen? Nicht nur Kinder ertragen Langeweile schlecht. In einer Reihe von Experimenten konnten US-Forscher kürzlich zeigen, dass viele Personen es schrecklich finden, mit sich selbst alleine zu sein. Einige verabreichen sich sogar lieber Elektroschocks, als ohne weitere Beschäftigung ihren Gedanken nachzuhängen, schreibt die Wirtschaftswoche.

Dabei wäre Langeweile gar nicht so schlecht für die Entwicklung. Nur so behalten Kinder die Fähigkeit, sich selbst zu beschäftigen – ohne Ablenkung zu suchen.

Mit Hilfe der Langeweile kommen sie erst auf (eigene) Ideen und erkennen so, was sie wirklich tun wollen.

Elterliche Fürsorge wirkt manchmal kontraproduktiv

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Auch wir Großen legen selten das Handy aus der Hand.

Doch Langeweile als ein Gefühl zu akzeptieren, das gleichberechtigt neben anderen Gefühlen wie Freude oder Wut existiert, ist schon deshalb schwer, weil viele Eltern ihren Kindern das Gegenteil beibringen: Kaum hockt das Kleinkind tagträumend auf dem Boden, wird es bespaßt.

Die Eltern selbst greifen auch lieber zum Handy, statt in einer freien Minute ihren Gedanken freien Lauf zu lassen. Möglicherweise liegt es daran, dass uns zunächst negative Erinnerungen durch den Kopf gehen. Das ist erwiesen. Aber sollte man die nicht aushalten können?

Warum Kreativität so wichtig ist

Wir wachsen am Nichtstun. Dabei ist vor allem das Tagträumen wichtig, denn es fördert die Kreativität. Die wiederum ist wichtig, weil sie uns „um die Ecke“ denken lässt, also von alten Denkmustern befreit. Neugierige Kinder sind selbstbewusster, risikobereiter, widerstandsfähiger und interessierter.

Nicht unerheblich für Eltern: Kinder, die Langeweile aushalten, brauchen kein Dauer-Entertainment durch die Eltern. Sie sind in der Lage, allein zu spielen. -Je älter sie sind, desto länger.

Doch die meisten Eltern erliegen dem Fehler, ihren Kindern lieber das Tablet in die Hand zu drücken, wenn die über Langeweile klagen. Pädagogisch wertvolle Lern-Apps bieten schließlich den Vorteil, dass das Kind nicht nur ruhiggestellt wird, sondern auch noch seinen Horizont erweitert.

Digitale Medien können heutzutage nicht mehr einfach ausgeblendet werden. Sie sind Teil des Lebens – von Kindern und Erwachsenen. Auch ich war begeistert, als mein Sohn die ersten Rätsel seiner kindgerechten Apps löste und die Funktionen des Tablet bald schon besser beherrschte als ich. Seine Technik-Begabung bereitet mir mittlerweile jedoch Kopfzerbrechen. Alternativen zum digitalen Spiel hat er nicht gefunden. Gelangweilt hat er sich bislang nämlich nie.

Wenn ich Zweifel bekomme, beruhige ich mich damit, dass ich mir denke: „In seinen Computerspielen lernt er ja auch, kreative Lösungen zu finden und Strategien zu entwickeln“. Offline weiß Sohnemann jedoch selten etwas mit sich anzufangen. Als Mama kann ich das nicht nachvollziehen, denn mit Computerspielen hatte ich noch nie was am Hut. Deshalb habe ich ihn lange Zeit an der Hand genommen und ihm mittels Urlauben, Ausflügen und Freizeitangeboten „die Welt“ gezeigt. Die Welt in seinem Inneren jedoch muss er selbst erkunden. Hoffentlich gelingt’s auch im digitalen Zeitalter.

LG Anne

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