Ist es verwerflich, mit dem Bloggen Geld zu verdienen?

Meine Blog-Parade „Ist es verwerflich, sein Blog zu kommerzialisieren?“ ist auf große Resonanz bei Bloggern und Lesern gestoßen.
Weil mir das Thema am Herzen liegt, fallen meine Ausführungen diesmal länger aus als sonst und sprengen somit den Rahmen der Kommentarfunktion. Im Folgenden also die Auswertung auf dieser extra-angelegten Seite:

Warum Mamas & Papas bloggen

Das Bloggen beginnt zumeist als reines Hobby. Es ist ein Zeitvertreib, der gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlägt: zum einen kommt man/frau aus der elternzeitbedingten Isolation heraus und kann sich mit Gleichgesinnten vernetzen. Zum anderen wird etwas Neues erlernt, das Bloggen nämlich, und so der eigene Horizont erweitert.

Das nimmt natürlich Zeit in Anspruch und auch ein wenig Geld. Belohnt wird der Aufwand oftmals mit wachsenden Besucherzahlen. Der Blogger erhält Aufmerksamkeit.

Vielen genügt allein das. Andere wünschen sich hingegen, mit ihrem Hobby ein wenig dazuzuverdienen.

Bloggen kostet

Denn nimmt man Geld ein, kann man dieses auch in den Blog investieren, z.B. für einen Relaunch, ein eigenes Logo, originelle Grafiken oder ein persönliches Design – entworfen und umgesetzt von einem professionellen Webdesigner oder Grafiker. Auch die Unabhängigkeit von der Plattform kostet Geld, Erweiterungen von PlugIns und Widgets, die Programmierung,…

Geldverdienen ist existentiell

Das allein muss nicht als Rechtfertigung dienen, Geld mit dem Bloggen zu verdienen. Jeder Mensch ist auf ein Einkommen angewiesen und das Bloggen macht Arbeit. Darüber hinaus erbringt der Blogger mit seinen Fotos und Texten eine Leistung, die einen Mehrwert für seinen Leser darstellt. Warum also nicht Einnahmen damit generieren?

Einnahmequellen gibt es genug

Der Blogger muss sich natürlich die Frage stellen, was einem das eigene Blog bedeutet und wie viel es einem wert ist. Mag sein, dass sich der eine damit zufrieden gibt, für einen Produkttest lediglich das Produkt selbst als Bezahlung zu erhalten. Ein anderer wiederum will seine Leistung mit Geld vergütet sehen.

Doch nicht nur bei solchen PR-ähnlichen Texten, auch Native Advertising genannt, gehen die Meinungen über die Vergütung auseinander. Auch bei Bannerwerbung stellt sich die Frage, ob man sein Blog mit der oftmals blinkenden Werbung „zukleistern“ soll und ab welcher Einnahmenhöhe eine solche „Verschandelung“ zu rechtfertigen ist.

Werbung wird nicht als solche deklariert

Im Großen und Ganzen jedenfalls sind die Teilnehmer und Kommentatoren meiner Blog-Parade eher unkritisch gegenüber der Monetarisierung von Blogs. Warum soll es verwerflich sein, mittels der eigenen Webplattform Geld hinzuzuverdienen?, fragen sie sich. Die großen Medien, ob im Internet, Fernsehen oder Printbereich, machen es doch genauso! –Mit dem Unterschied allerdings, dass Werbung bei den etablierten Medien meistens eindeutig als solche gekennzeichnet ist.

Somit komme ich zum Knackpunkt, an dem sich die Geister scheiden und die Meinungen der teilnehmenden Blogger doch ein wenig auseinandergehen: Werbung wird auf Blogs eben nicht immer als Werbung gekennzeichnet.

Naturalien als Zahlungsmittel

Unternehmen, die auf solche Praktiken setzen, stehen selten in der Kritik. Die Schleichwerbung ist einfach eine Form des Online-Marketings, wird vielleicht sogar als Guerilla-Marketing gepriesen. Schon mehrmals habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich potentielle Kooperationspartner nicht mehr zurückmelden, wenn man sie auf die Kennzeichnungspflicht anspricht oder für einen Produkttest mehr als das Produkt selbst verlangt. Geld als gängiges Zahlungsmittel scheint sich in der Online-Werbekultur noch nicht so recht durchgesetzt zu haben.

Das Dilemma des Bloggers

Und hier stellt sich noch einmal die Frage nach dem Wert des eigenen Blogs:

Beugt er sich den inoffiziellen Vorgaben vieler möglicher „Kooperationspartner“ aus der Wirtschaft und verzichtet auf die Kennzeichnung (bspw. als PR, Werbung oder sponsored article), setzt der Blogger seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel. Nimmt er nur das Produkt, statt Geld für seine Leistung zu verlangen, verkauft er sich unter Wert. Schlimmer noch, er setzt niedrige Standarts für die gesamte Blogosphäre!

Verwerflich ist Werbung nicht

Nichtsdestotrotz kann ich die Gründe, weshalb man auf seinem Blog (Schleich-)Werbung einbringt, nachvollziehen – und pflichte somit den Bloggern bei, die an meiner Blog-Parade teilgenommen haben. Ich halte es nicht für verwerflich, ein Blog zu kommerzialisieren, denn:

Geld ist eine Rechtfertigung, eine Legitimisierung, eine Wertschätzung und nicht zuletzt existentiell (insbesondere wenn man sonst keine Einnahmen hat). Ein Hobby ist eben nur ein Hobby.

Werbung zerstört die Authentizität eines Blogs nicht. Bei Schleichwerbung allerdings besteht die Möglichkeit dazu…

Schön wäre es daher, wenn sich alle Blogger den fadenscheinigen Angeboten der Werbeindustrie entziehen und für die eindeutige Kennzeichnung und eine adäquate Honorierung einstehen würden.