Warum ich mich vor Kindergeburtstagen fürchte
Vergangenes Wochenende war es mal wieder soweit: Kindergeburtstag. Ich denke, auf die einleitenden Worte kann ich verzichten. Natürlich freuen sich Kinder auf Kindergeburtstage. Die veranstaltenden Eltern sind da eher geteilter Meinung. Es gibt tatsächlich welche, die es genießen, Kindergeburtstage auszutragen -richten. Mein Mann und ich gehören leider zu den Angsthasen.
[Mit diesem Beitrag beteilige ich mich an der Blogparade von GROSSE KÖPFE, die nach #geschichtenvomscheitern suchen.]
Kleine tickende Zeitbomben, die jederzeit hochgehen können

Traumhaft: So artig sitzen also Mädchen zusammen, wenn sie Kindergeburtstag feiern?!
Bislang konnten wir nur einen einzigen Kindergeburtstag bei uns zu Hause veranstalten. Da war unser Sohn noch ganz klein. Alle anderen wurden extern ausgetragen (Indoor-Spielplätze, Bowling, Fußball, Schatzsuche etc.). Das liegt nicht etwa daran, dass alle anderen das auch so machen. Nein, wir können die Lütten einfach nicht in der Wohnung behalten, denn: SIE RASTEN AUS.
Kurz zu den Fakten: Die fünf Kinder sind zwischen 7 und 8 Jahren alt und allesamt Jungen. Sie besuchen die Klassen 2 und 3 der hiesigen Grundschulen und zählen zu den „ganz normalen“ Schülern. Keine Tadel, keine Beschwerden, keine Medikamente und (komischerweise) noch keine Nervenzusammenbrüche auf Seiten der Lehrer und Horterzieher.
Zum Kindergeburtstag selbst: Wir haben die Kinder zu uns nach Hause eingeladen. Hier sollte es zunächst Kuchen geben, den Austausch von Geschenken, ein kleines Schwätzchen mit den anderen Eltern – bevor es weitergehen würde zum Bowling.
Waren Kinder immer schon so – krass?
Peu à peu trudelten die Gäste bei uns ein und veranstalteten erst einmal sinnlose Wettrennen durch alle Zimmer unserer Wohnung, schmissen dabei diverse Gegenstände um, bevor sie sich gegenseitig zu Boden rissen und kabbelten. Dabei schrien sie natürlich lautstark. Teilweise kreischten sie sich auch gegenseitig ins Ohr, und zwar so laut sie konnten. Auf meine Interventionen („Bitte hört auf zu schreien!“, „Bitte rennt nicht durch die Wohnung!“) wurde kaum geachtet.
Als sie endlich am Küchentisch saßen, traktierten sie sich gegenseitig mit ihren Kuchengabeln. Der Kuchen selbst wurde nicht angerührt, da eines der Kinder auf den glorreichen Vergleich kam: „Der Kuchen ist braun. Kacke ist braun. Iiihhh, Kacke!“
Beim Bowling selbst verhielt es sich ähnlich. Es waren noch mehrere andere „Kindergeburtstagsgesellschaften“ anwesend. Insofern fielen wir glücklicherweise nicht auf. Außerdem waren die Jungs endlich mit etwas Sinnvollem beschäftigt, nämlich dem Bowlen. Doch nach einer Weile wurde auch diese Beschäftigung langweilig. Die Jungen, die gerade nicht an der Reihe waren, fingen also wieder an, sich gegenseitig zu ärgern. Bald lagen sie kreuz und quer auf dem Boden. Zum Glück gingen sie nie so weit, dass sie sich ernsthaft verletzten, wenngleich die ein oder andere Träne floss.
Krawallig bis zur letzten Sekunde
Als das Bowling offiziell zu Ende war, begnügten sie sich selbstverständlich nicht damit, zur Ruhe zu kommen und etwas zu essen. Nein, sie rannten nun wie die Wildsäue durchs Bowlingcenter, am liebsten zu den Toiletten, wo sie sich versteckten oder in den Kabinen einsperrten. Rein, raus, rein, raus.
Mein Mann und ich taten unbeteiligt. Wir hatten längst resigniert. In Gedanken zählten wir die Minuten bis zur Abfahrt. Eigentlich hatten wir vor, noch einmal zu uns nach Hause zu fahren, damit die Jungs dort spielen können, bis sie von ihren Eltern abgeholt würden. Spontan entschieden wir uns jedoch dafür, die Jungen gleich zu ihren Eltern nach Hause zu bringen.
Unsere Jungs sind keine Ausnahme
Das Personal der Bowlingbahn schien es gewohnt zu sein, mit ausrastenden Kindern konfrontiert zu sein. Die jugendlichen Mitarbeiter nahmen kaum Notiz von all den hyperaktiven Kindern, die um sie herumwuselten und so laut schrien, dass man die Musik kaum noch hörte.
Trotzdem muss ich diesen Kindergeburtstag als gelungen bezeichnen. Immerhin: Die Jungs waren ausgepowert und zufrieden und unsereins hatte sich nicht rechtfertigen, entschuldigen oder irgendwelche Schäden bezahlen müssen. Ein Kindergeburtstag in unseren „heiligen Hallen“ bleibt allerdings weiterhin tabu. Dafür müssen auch in Zukunft externe Dienstleister herhalten.
Erziehung schief gelaufen?
In solchen Momenten wird mir bewusst, dass ich in der Erziehung meines Sohns versagt habe. Doch nicht nur ich, sondern auch die Eltern der anderen Jungs. Jedenfalls empfinde ich es stets als extrem unangenehm, eine solch unkontrollierbare Horde an der Backe zu haben.
Ich glaube nicht einmal, dass es ihnen egal ist, was wir ihnen sagen, denn ein paar Minütchen nach einer Standpauke sind sie ja gefügig, geradezu lieb. Ich habe eher das Gefühl, dass diese Kinder nicht anders können. Teilweise kommen sie mir vor wie tickende Zeitbomben. Doch wer weiß, vielleicht bin ich einfach nur sehr empfindlich.
Ging es früher auf meinen Kindergeburtstagen auch so zu? Ich weiß es nicht mehr. Kann mich nicht erinnern.
Diskutiert mit mir im Blog oder auf Twitter unter dem Hashtag #kindergeburtstag. Ich freue mich auf eure Meinungen!
[kindergeburtstag blog]