„Es ist ein bisschen wie die Suche nach dem richtigen Partner“

Expertise ist gefragt bei der Sanierung eines alten Hauses

Interview mit Kimmi, umbauerfahrene Bloggerin und Mutter

DSC_5367Nein, man muss kein Handwerker sein, um einen Altbau umzubauen bzw. zu sanieren. Und dennoch sind Erfahrung und ein geschulter Blick auf diesem Gebiet notwendig, denn Altbau ist nicht gleich Altbau. Wer will sein Geld schon gern in ein Fass ohne Boden stecken?

-Kimmi mit Sicherheit nicht. Die Suche nach ihrem Traumobjekt hat sie mittlerweile abgeschlossen. Nun steckt die im Ruhrgebiet heimische Bloggerin im Umbaustress. Im Interview hat uns die knapp 30-Jährige Rede und Antwort gestanden. Wer es ausführlicher mag, der schaue doch auch mal auf ihrem Blog pottglueck.blogspot.de vorbei, wo sie u.a. über die Altbausanierung schreibt.


topE: Wieso habt ihr euch dafür entschieden, ein altes Haus zu sanieren, anstatt einen bereits sanierten Altbau zu kaufen oder ein Haus neu zu bauen?

Kimmi: Die Entscheidung haben wir eigentlich gar nicht wirklich getroffen. Als wir auf der Suche waren, haben wir uns sowohl Neubauprojekte, „fertige“, also nicht sanierungsbedürftige Häuser als auch renovierungsbedürftige Altbauten angeschaut. Im Endeffekt hat der Bauch entschieden – und der hätte auch bei einem tollen Haus ohne Renovierungsbedarf „JA!“ schreien können.

Es hat aber auch objektive Gründe für ein sanierungsbedürftiges Haus gegeben: erstens haben wir in der Familie große Expertise im Hinblick auf Sanierung und Renovierung, sodass wir da ganz klar von den Erfahrungen profitieren konnten. Wir haben uns auch vorher die Meinung verschiedener Leute eingeholt, um nicht nach dem Kauf festzustellen, dass wir ein Fass ohne Boden erworben haben. Nachdem alle gleichermaßen bestätigt haben, dass das Haus eine gute Substanz und viel Potenzial hat, haben wir uns dafür entschieden.

DSC_5377Ein weiterer klarer Vorteil von einem Haus, an dem man noch viel tun muss, ist meiner Meinung nach, dass das Endergebnis große Chancen hat genau SO zu werden, wie WIR es uns wünschen. Von den Lichtschaltern über die Fliesen im Bad, Bodenbeläge etc.: alles, was man sonst nicht so einfach ändern kann, konnten wir aussuchen. Das ist für mich der wirklich große Vorteil, gegenüber einer „fertigen“ Immobilie!

Und darüber hinaus haben wir beide einfach ein Faible für „das Alte“. Altes wieder neu zu beleben und das Schöne herauszulocken, das ist einfach auch unser Ding ;-)

topE: Wie kann man sich euer Haus denn vorstellen? Wie groß ist es und aus welchem Baujahr stammt es?

Kimmi: Unser Haus ist ein klassischer Altbau, Baujahr 1904. Ursprünglich waren einmal kleine Wohnungen im Haus, jeweils auf einer Etage. Der Vorbesitzer hatte das Haus bereits zum Einfamilienhaus umfunktioniert, allerdings ohne Sanierungen (dringend nötige!) vorzunehmen. Es liegt mitten in der Stadt und hat dennoch einen schönen, großen Garten – es verbindet somit alles, was wir uns von unserem Zuhause wünschen J

topE: Habt ihr euch Hilfe geholt? Wurdet ihr z.B. von einem Architekten beraten?

Kimmi: Wir hatten zwar keinen Architekten, aber jemanden, der viel Erfahrung in der Sanierung von Altbauten hat. Mit ihm haben wir alles genau geplant – nicht nur die Fragen der Raumgestaltung, sondern vor allem der substanziellen Änderungen. Welche Wände können weichen? Wie aufwändig wird die Sanierung des Bodens? Wie steht es um die Qualität des Daches? Was muss unbedingt getan werden, was nicht?

Ich empfehle auch wirklich IMMER jemanden mit Kennerblick hinzuzuziehen. Man kann, wenn man nicht vom Fach ist, einfach nicht alle neuralgischen Punkte kennen. Und Vorsicht ist ja besser als Nachsicht ;-)

topE: Was waren eure ersten Schritte nach dem Kauf?

Kimmi: Nach dem Kauf wurde als allererstes der Abriss vorgenommen: alte Badezimmerausstattungen, Wände und eine alte Steintreppe. Das lässt sich hier so einfach runterschreiben, aber war eine unheimliche Arbeit – an dieser Stelle danke an meinen Papa, der gefühlt wochenlang 3,00 m hohe Wände eingerissen und Durchbrüche geschaffen hat. Und seit dieser Phase befinden wir uns eigentlich täglich im Bauhaus oder in sonstigen Bau-Fachmärkten. Was es nicht alles zu entscheiden gibt… -Von den Fenstern, über die Haustür, von den Böden über die Keramik fürs Badezimmer. Türklinken, die Grobheit des Putzes, Steckdosen und Lichtschalter… Die Liste ist lang! Aber das ist es ja gerade, was uns so viel Freude bereitet.

topE: Könntest du einen kurzen Überblick darüber geben, was alles saniert werden musste?

Kimmi: ALLES!

Vom Groben zum Detail: Fassade, Fenster, Haustür, Raumaufteilung, Zimmertüren, Elektro, Böden aufbereiten (Dielen), Badezimmer vollständig neu, Küche, Terrasse… Und im nächsten Jahr dann der Garten!

topE: Was war bzw. ist deiner Meinung nach der schwierigste Part?

topE: Habt ihr selbst mit Hand angelegt bei den Sanierungsarbeiten? Seid ihr handwerklich begabt?

DSC_5376Kimmi: Ja, wir sind handwerklich begabt, und ja, wir würden auch gerne selbst Hand anlegen. Das haben wir auch schon häufig gemacht und viel Spaß dabei. Aber: ein Kleinkind, das auf den Beginn des Kindergartenjahres wartet, und ein Baby, welche gerade beide von meinem Mann in Elternzeit betreut werden, lassen einem nicht unglaublich viel Zeit im Alltag, um kontinuierlich am Bau mitzuhelfen.

Aber wenn es um die Einrichtung geht, da werde ich alles, alles, alles selbst machen J

Kimmi: Der schwierigste Part ist meiner Meinung nach die Entscheidungsfindung. Eine Immobilie zu kaufen ist meist eine Entscheidung fürs Leben. Daher kann die Suche nach dem richtigen Haus unheimlich lang dauern. Das ist nervenaufreibend – aber es lohnt sich. Ich finde wirklich, dass es ein bisschen ist, wie mit dem richtigen Partner: wenn er vor dir steht, hast du das Gefühl, dass er das jetzt ist! Und so hat es sich bei uns mit dem Haus auch verhalten.

topE: Wie erleben deine Kinder den Umbau?

Kimmi: Unsere Kinder lieben die Baustelle! Der Große will jeden Tag dorthin fahren und schauen, was gerade gemacht wird. Er arbeitet unheimlich gerne mit, soweit er kann und möchte alles wissen und verstehen. Er hat bereits auf einer Baustelle laufen gelernt – es wurde ihm also nahezu in die Wiege gelegt ;-) Der Mini fühlt sich dort auch sehr wohl, soweit ich das beurteilen kann – er sagt da bisher noch nicht so viel zu.

Aber gleichzeitig muss man auch sagen, dass die Kinder sich bisher natürlich noch nicht vorstellen können, dass dieser dreckige, laute Ort irgendwann einmal ihr Heim werden soll. Wir füllen es nun nach und nach mit Leben und mit konkreten Dingen für ihre Zimmer. Und der Große fängt an eine Idee davon zu gewinnen, was aus dem Haus einmal werden soll.

 

Ein Haus zu sanieren, ist nix für Leute mit zwei linken Händen… Oder doch?
Welche Erfahrungen habt ihr gesammelt?
Ich freue mich auf eure Kommentare!!!

Merken

Merken