Die größten Fehler bei der Rohrinstallation – und wie man sie vermeidet

Kunststoffrohe verschweißen
Foto von Martin Woortman

Rohrinstallationen gehören zu den Grundlagen vieler handwerklicher Arbeiten – sei es im Neubau, bei der Sanierung oder im industriellen Bereich. Doch gerade weil sie so alltäglich erscheinen, schleichen sich hier häufig Fehler ein, die später teuer werden können. Dabei geht es nicht nur um grobe Schnitzer, sondern oft um kleine Nachlässigkeiten oder falsche Annahmen, die die Lebensdauer und Funktion einer gesamten Anlage beeinträchtigen können.

Unterschätztes Problem: Die falsche Materialwahl

Ein häufiger Fehler ist die Auswahl des falschen Rohrmaterials. Viele Handwerker greifen aus Gewohnheit zu dem, was sie kennen – sei es Kupfer, Edelstahl oder Kunststoff. Doch nicht jedes Material ist für jede Anwendung geeignet. Beispielsweise können aggressive Medien bestimmte Kunststoffe angreifen, während metallische Rohre bei wechselnden Temperaturen stark ausdehnen und Spannungen verursachen. Wer sich nicht mit den chemischen und physikalischen Eigenschaften der Materialien auseinandersetzt, riskiert Leckagen, Verformungen oder Korrosion. Eine sorgfältige Planung unter Berücksichtigung der Einsatzbedingungen ist hier unverzichtbar.

Schlechte Vorbereitung der Rohrenden

Ein oft übersehener, aber gravierender Fehler liegt in der unzureichenden Vorbereitung der Rohrenden. Egal ob gesteckt, geschraubt oder geschweißt – jede Verbindung steht und fällt mit der Präzision, mit der die Enden bearbeitet wurden. Grat, Schmutz oder Feuchtigkeit können dazu führen, dass Verbindungen nicht dicht sind oder sich mit der Zeit lösen. Besonders bei Kunststoffrohren ist die richtige Reinigung und Entgratung entscheidend, bevor das Schweißverfahren beginnt. Wer hier Zeit sparen will, zahlt später oft doppelt – durch Reparaturen oder komplette Neuinstallationen.

Unsachgemäßer Umgang mit dem Muffenschweißgerät

Ein besonders kritischer Punkt ist der richtige Umgang mit dem Muffenschweißgerät. Dieses Werkzeug wird verwendet, um Kunststoffrohre dauerhaft und dicht miteinander zu verschweißen – ein Verfahren, das in der Theorie einfach klingt, in der Praxis jedoch viel Sorgfalt erfordert. Unsachgemäß geschweißte Verbindungen sind eine der häufigsten Ursachen für spätere Undichtigkeiten oder komplette Ausfälle im Leitungssystem. Dabei liegt der Fehler oft nicht im Gerät selbst, sondern in seiner Handhabung.

Rohre miteinander verschweißen
Rohre verschweißen, Foto von Bo Smeets

Viele Monteure unterschätzen die Bedeutung der exakten Temperatur und der Einsteckzeiten. Wird das Rohr zu früh oder zu spät eingeführt, kann die Schweißverbindung entweder unvollständig oder überhitzt sein. Auch das gleichmäßige Andrücken und das Einhalten der Abkühlzeit spielen eine Rolle. Wer das Muffenschweißgerät nur nebenbei bedient oder nicht regelmäßig prüft, ob die Heizdorne sauber und funktionstüchtig sind, riskiert qualitativ minderwertige Verbindungen. Deshalb gehört der sichere Umgang mit dem Gerät zur Grundausbildung – und sollte regelmäßig aufgefrischt werden.

Fehlende Berücksichtigung von Ausdehnung und Spannungen

Ein weiterer klassischer Fehler ist die Nichtbeachtung der thermischen Ausdehnung. Rohre, insbesondere aus Kunststoff, dehnen sich bei Temperaturänderungen aus und ziehen sich wieder zusammen. Werden sie starr montiert, ohne Dehnungsausgleiche oder Gleitpunkte, übertragen sich diese Bewegungen auf die Verbindungen und können sie überlasten. Besonders bei langen Rohrstrecken in warmen Umgebungen ist dies ein unterschätztes Risiko. Flexible Halterungen, Ausgleichsbögen oder entsprechende Kompensatoren sind daher essenziell, um Spannungen zu vermeiden.

Zu wenig Druck auf Prüfungen und Dokumentation

Ein Problem, das häufig aus Zeitdruck entsteht: Die Abnahmeprüfung wird entweder nur oberflächlich durchgeführt oder ganz vergessen. Dabei ist die Druckprobe der einzige Weg, um die Dichtheit der Anlage zuverlässig zu testen, bevor die Leitungen hinter Wänden oder unter Böden verschwinden. Ebenso wichtig ist die Dokumentation – nicht nur aus rechtlicher Sicht, sondern auch zur Qualitätssicherung. Wer hier schludert, steht bei späteren Reklamationen mit leeren Händen da.

Keine Schulung bei neuen Technologien

Technik entwickelt sich weiter – das gilt auch für die Installationstechnik. Neue Rohrsysteme, innovative Verbindungstechniken oder moderne Werkstoffe verlangen ein aktuelles Wissen. Leider fehlt es in vielen Betrieben an konsequenter Weiterbildung. Dabei könnten viele Fehler vermieden werden, wenn Fachkräfte regelmäßig geschult würden – auch im Umgang mit spezialisierten Werkzeugen wie dem Muffenschweißgerät. Hersteller bieten oft kostenlose oder kostengünstige Schulungen an, die nicht nur die Qualität verbessern, sondern auch das Selbstvertrauen der Handwerker stärken.

Warum Erfahrung allein nicht reicht

Viele denken, Erfahrung schütze automatisch vor Fehlern. Doch das stimmt nur bedingt. Gerade routinierte Fachkräfte neigen dazu, Abläufe zu vereinfachen oder Abkürzungen zu nehmen. Das kann funktionieren – muss es aber nicht. Bauvorschriften ändern sich, Materialien werden weiterentwickelt, neue Normen treten in Kraft. Nur wer bereit ist, sein Wissen kontinuierlich zu hinterfragen und anzupassen, bleibt auf der sicheren Seite. Und manchmal ist es das vermeintlich kleine Detail – wie der richtige Umgang mit dem Muffenschweißgerät – das den Unterschied macht.

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