Zu krawallig für gespannte Mütternnerven?

Ein Mamablog-Post scheidet die Geister

Leider gehöre ich nicht zu den Leuten, die aktuelle Themen sofort aufschnappen, sondern eher zu jenen, die erst im Nachhinein davon erfahren. Umso erstaunlicher war es, dass ein gerade viel diskutiertes Thema doch recht zeitnah an mich herangetragen wurde, und zwar via Twitter.

In einigen Tweets bezogen sich Mamablogger auf einen Artikel, der am Vortag auf StadtLandMama, einem Mamablog zweier Mütter, veröffentlicht wurde. Ich kannte den Artikel noch nicht, doch die Tweets klangen alarmierend:

 

Was dürfen Mamablogger? -Weniger als andere?

meinungsvielfaltWas ist passiert, dass die Wogen derart hochschlugen? –Katharina von StadtLandMama hatte es gewagt, einen Blogpost zum Thema Familienbett zu schreiben, der sich rigoros gegen ebendieses wendet. Dabei hat sie schon in ihrer Einleitung darauf hingewiesen, dass es drei Themen gäbe, bei denen „Mütter zu Diskussionsfurien“ würden: Stillen, Impfen und Schlafen. Trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen, ihre Sicht der Dinge niederzuschreiben.

Mit einem „Aufschrei“ dürfte die Bloggerin somit gerechnet haben. Dass er derart laut würde, hätte sie wahrscheinlich nicht gedacht, denn noch am selben Tag erschien ein Erklärungs-Post, der die vorher getätigten Aussagen abmilderte. Darin inbegriffen: „Denn was wäre die Alternative? Euch nur noch nach dem Mund zu schreiben?“

Tja, was wäre denn die Alternative? In den Kommentaren unter dem Artikel von StadtLandMama war viel von Fingerspitzengefühl und „der Ton macht die Musik“ die Rede. Hätte Katharina also einfach nach jeder ihrer Aussagen ein „Aber so, wie es andere Mütter praktizieren, ist es natürlich auch voll in Ordnung“ hinzufügen müssen und schon wären die Reaktionen weniger emotional ausgefallen? Warum dürfen Mamablogger nicht auch mal auf die Kacke hauen?

Und was sagt die Netiquette dazu?

Klar, sie dürfen. Es gibt schließlich die Redefreiheit. Doch sie dürfen sich auch sicher sein, dass sie damit vielen ihrer LeserInnen vor den Kopf stoßen. Familienthemen sind sensibel, Mütter offensichtlich auch.

Die Verhaltensregeln im WWW, auch Netiquette genannt, drücken sich leider arg verschwommen aus:

Formulierung und Inhalt sollten dem Zielpublikum gegenüber angemessen sein.“ (Wikipedia entnommen)

Wie tolerant sind wir wirklich?

Fakt ist, das Thema Familienbett wurde im Blogpost von StadtLandMama nicht gerade differenziert abgehandelt. Hier hat eine Mutter „frei nach Schnauze“ ihre Meinung zum Besten gegeben – und provoziert. Ihre LeserInnen haben sich ihrerseits mit Hilfe… wenig ausgewogener Kommentare echauffiert. Auf einen Nenner konnten sich zumindest alle einigen: Es müsse Toleranz geübt werden, egal um welches Thema es sich handele.

Diese Schlussfolgerung mag nun äußerst human klingen, in ihrer Umsetzung hapert es allerdings gewaltig. Vielleicht täuscht der Eindruck, aber die Toleranz unter vielen Mamabloggern erscheint mir doch arg beschränkt, um nicht zu sagen geheuchelt. „Meine Meinung und sonst keine!“ -Dabei präsentiert sich die ein oder andere doch recht kampflustig.

Mit Sicherheit haben die meisten Mamablogs auch Mamas als Zielgruppe. Was meint ihr: Muss man sich seiner Zielgruppe anpassen und so schreiben, dass man niemanden auf die Füße tritt? Oder kann und muss man von seinen LeserInnen auch Toleranz ggü. abweichenden Meinungen erwarten?

Wie geht ihr mit diesem Thema um?

Übrigens: Wenn ihr euch gerade fragt: Was genau ist denn ein Mamablog? –Chaos² erklärt’s in ihrem einleuchtenden Post „Unterschätze nie eine Mama(-bloggerin)“!