Auf die Planung kommt es an
Auch kleinere Bauvorhaben wollen gut durchdacht sein
Man muss ein Haus nicht einmal selbst bauen, um von einer Stresssituation in die nächste zu rutschen. Es genügt bereits, ein Haus zu kaufen. Schließlich geschieht so ein Hauskauf auch nicht von einem Tag auf den anderen, sondern zieht sich oft über Monate.
Warum wir selber bauen
Umso enttäuschter war ich am Tag der Schlüsselübergabe, als die Ungewissheit der vorherigen Monate endlich von unseren Schultern fallen sollte. Denn erst zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass wir tatsächlich nur ein Haus gekauft hatten. Das ganze Drumherum jedoch fehlte: Es gab keine Zufahrt, keine Gartenwege, keine Terrasse, keinen Schuppen, keinen Garten und natürlich auch keine Garage, ja nicht mal eine Umzäunung des Grundstücks! Noch nicht einmal eine Treppenstufe führte zum Hauseingang. Dort lag lediglich eine Europalette, auf der wir unseren Fußabtreter ausbreiten durften.
Das Haus war also fertig, rundherum herrschte allerdings noch Baustelle.
Bis dahin hatte ich tatsächlich geglaubt, ein Haus sei kein Haus, wenn die oben erwähnten Elemente fehlen. Und ich wartete ungelogen noch viele Wochen nach der Schlüsselübergabe auf unseren Bauträger, um all das nachträglich zu errichten. Irgendwann rief ich ihn an und auf meine Nachfrage antwortete er: „Aber Sie haben doch nur das Haus gekauft, so stand es doch im Kaufvertrag.“
Jedenfalls kam damit etwas auf uns zu, was wir tunlichst zu vermeiden versucht hatten: Wir mussten selbst bauen. Bis dahin hatten wir nicht einmal einen richtigen Werkzeugkasten besessen, geschweige denn eine Bohrmaschine. Möbel kauften wir grundsätzlich bei IKEA, weil dort der passende Inbusschlüssel gleich mitgeliefert wird. Ansonsten behalfen wir uns mit den verschiedensten Klebstoffen (selbst Bilder kleben wir samt Rahmen an die Wand und unsere Gardinenstangen kleben auch schon seit Jahren an der Decke).
Die Terrasse: Unser erstes kleines Bauprojekt
Zugegeben, wir bauten anfangs noch nicht selbst. Die Hürde war einfach zu groß. Man muss vielleicht kein Arata Isozaki (Gewinner des Pritzker-Preises, der höchsten Auszeichnung für Architektur) sein, um eine Zufahrt zu entwerfen und zu pflastern, aber man muss etwas von seinem Handwerk verstehen. Wir verstanden absolut nichts von irgendeinem Handwerk.
Stattdessen kratzten wir unsere letzten Ersparnisse zusammen, um damit Firmen zu beauftragen. Lediglich die Terrasse wollten wir selbst bauen, weil wir von allen Seiten gehört hatten, wie einfach das sei. „Das kann doch jeder“, meinte selbst meine Mutter! Sie bot uns sogar ihre Hilfe an.
Rückblickend muss ich ihr Recht geben: Die Terrasse zu bauen, war wirklich kein Kunststück – allerdings erst, nachdem wir einen Plan hatten. Und den hatten wir recht spät.
Zuvor haben wir uns auf meinen Schwiegervater verlassen, weil er meinte, dass er genau wüsste, wie man eine Terrasse baut. Wir sollten lediglich die Handlanger spielen. Das aber stellte sich als folgenschwerer Fehler heraus…
Als die Terrasse schon halb fertig war, wurde uns klar, dass wir sie noch mal rückbauen und neuanfangen mussten. Interessehalber hatten wir uns ein paar Video-Tutorials angeschaut und bemerkt, dass man eine Terrasse doch ganz anders baut als wir es taten. Wir hätten uns viel Arbeit sparen können, wenn wir gleich auf YouTube gehört hätten, statt auf unseren „Bauexperten“.
Welche Lehren ich aus dem DIY-Terrassenbau gezogen habe
Wenn ich etwas aus unserem eigenen kleinen Bauprojekt gelernt habe, dann Folgendes:
- Man sollte sich im Voraus gemeinsam mit allen Beteiligten über die Umsetzung des Bauvorhabens informieren und danach einig darüber sein, wie man vorgeht. Wenn also ein Ratgeber (als Buch, Video o.Ä.) vorliegt, sollte man sich an diesen halten – auch wenn es Leute gibt, die anderer Meinung sind! Es geht nicht darum, zu bewerten, wer recht hat oder es besser weiß. Man muss sich lediglich auf einen Weg zum Ziel einigen – und diesen auch konsequent gehen. Diese YouTube-Anleitung zum Bau einer Terrasse war zum Beispiel unser persönlicher Bauleiter (und das ist jetzt keine Werbung, auch wenn es von einer Baumarktkette stammt)
- Man muss viel Geduld an den Tag legen: Statt der im Video genannten vier Tage hat sich unser Terrassenbau einen Monat lang hingezogen.
- Bestimmte Baumaschinen, die man noch nie benutzt hat – wie eine Rüttelplatte – sollte man sich gut erklären lassen, damit man sie auch bedienen kann. Außerdem sollten sie leicht und klein genug sein, um mit dem PKW transportiert zu werden. Sie müssen außerdem in den Kofferraum gehoben und am Zielort entladen werden, was selbst bei den leichtesten Maschinen wahnsinnig schwer ist. So viel zum Thema „Muskelhypothek“…
- Wer Terrassenplatten oder Randeinfassungen aus Beton nicht selbst zuschneiden kann/will, kann damit auch Firmen beauftragen (einfach mal nach „Beton sägen“ googeln).
- Unsere Terrassenplatten (Feinsteinzeug) würde ich nicht noch einmal kaufen. Sie sind einfach zu groß (60x60cm) und damit sehr unhandlich, wenn es ums Verlegen geht. Außerdem ist ihre Unterseite nicht glatt, sondern weist eine Art Relief mit Hohlkammern auf – ähnlich zu Fliesen für den Innenbereich. Dadurch klingt es manchmal hohl, wenn man darüber läuft. Wir haben beim Kauf lediglich die Vorderseite betrachtet.
Fazit: Was fürs Selberbauen spricht
Wenn ich mir unsere Terrasse ansehe, bin ich einfach nur erstaunt, dass wir es hingekriegt haben. Bis zum Schluss habe ich an unseren Fähigkeiten gezweifelt. Umso stolzer bin ich nun auf das Resultat. Egal wie wenig Spaß das Selberbauen macht, hinterher ist man doch irgendwie happy. Und das rechtfertigt den Aufwand und die damit verbundene schlechte Stimmung doch. Ganz zu schweigen von den Handwerkerkosten, die wir gespart haben! Juhu!!!
Sollte uns die Terrasse irgendwann nicht mehr gefallen – oder auf Grund unserer unprofessionellen Verlegeweise im Laufe der Zeit krumm und schief werden – können wir immerhin ein Holzdeck darüber anbringen. Umgekehrt wäre das sicherlich schwierig. Das nur als kleiner Hinweis an alle, die sich nicht zwischen Holz und Stein als Terrassenbelag entscheiden können.
LG Anne!!!