Haus kaufen: (Wann) werden die Preise wieder fallen?

In vielen Regionen Deutschlands hält der Immobilien-Boom an: Seit Jahren steigen die Preise für Eigentumswohnungen und Häuser. Immer öfter stellt sich in den Medien daher die Frage, wie lange dieser Preisanstieg noch anhält – oder ob die Immobilienpreise in Zukunft wieder fallen könnten.

Aus welchen Gründen sind die Immobilienpreise überhaupt gestiegen?

Nicht nur die ungebrochene Nachfrage lässt die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen in die Höhe schnellen. Weitere Faktoren lauten wie folgt:

• Niedrige Zinsen: Seit 2016 befindet sich der von der Europäischen Zentralbank (EZB) vorgegebene Leitzins bei 0,00% – und wird entsprechend günstig von Banken an ihre Kunden weitergegeben – zum Beispiel wenn diese einen Immobilienkredit aufnehmen möchten.
• Die gestiegenen Mieten haben es insbesondere für Großstadtbewohner wirtschaftlicher gemacht, in Eigentum zu investieren: Oft ist es günstiger, ein Einfamilienhauses im Umland abzuzahlen, als die monatliche Miete für die Wohnung im Stadtzentrum abzudrücken.
• Eigentumswohnungen in attraktiven Metropolen sind i.d.R. um ein Vielfaches teurer als Häuser im Umland: Arbeitnehmer nehmen lieber höhere Pendelkosten in Kauf – und investieren in ein Haus auf dem Land.
• Immobilien werden als Wertanlage betrachtet: Gerade bei Niedrigzins lohnt es sich, Eigentum zu erwerben, da es sich um eine der wenigen Kapitalanlagen handelt, die noch Wertsteigerungen garantiert

Zu guter Letzt ist die Nachfrage nach dem Eigenheim dank der Corona-Krise nochmals stark gestiegen. Laut einer inoffiziellen Umfrage unter Immobilienmaklern interessieren sich vor allem Familien für das Haus im Grünen, in welchem etwaige Lockdowns leichter zu ertragen sind.

Droht deshalb eine Immobilienblase?

Wie so oft, gilt auch beim Hauskauf: Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Wenn sehr viele Interessenten einem überschaubaren Immobilienangebot gegenüberstehen, treibt das die Preise in die Höhe.

Eines der besten Beispiele hierfür ist mein Wohnort (südlich von Berlin): Als wir 2016 hergezogen sind, lagen die Grundstückspreise noch bei ca. 20.000 Euro/1000 qm. Mittlerweile (2020) muss man für 1000qm laut Bodenrichtwert bereits 120.000 Euro bezahlen.

Die Grundstücke selbst haben sich nicht verändert, aber die Käufer sind bereit, mehr dafür zu bezahlen. Ist das Angebot knapp, gewinnt eben jener Interessent den Zuschlag, der das meiste Geld bietet.

Wenn der Kaufpreis den Sachwert unangemessen übersteigt

Natürlich ist dieser Trend auch bei Bestandsimmobilien zu beobachten. Doch Vorsicht: Wer überteuert einkauft, muss unter Umständen mit einem Kapitalverlust rechnen! Denn in diesem Fall ist nicht sicher, ob sich das erworbene Objekt zu einem späteren Zeitpunkt gewinnbringend verkaufen lässt.

Das soll nicht heißen, dass uns eine Immobilienblase ins Haus steht. Man sollte sich – so gern man das Traumhaus auch kaufen möchte – lediglich im Voraus genau über den Wert der Immobilie informieren. Ein Wertgutachten ist daher unabdingbar. Ansonsten hat der Preis nichts mehr mit dem eigentlichen Sachwert der Immobilie gemein – und es wird tatsächlich einer Immobilienblase Vorschub geleistet:

Eine Immobilienblase ist eine Spekulationsblase auf dem Immobilienmarkt. Das bedeutet überbewertete Immobilien werden zu ungerechtfertigt hohen Preisen gehandelt.

Quelle: Bergfürst

Wann fallen die Immobilienpreise?

Erst wenn die Zinsen wieder steigen, führt dies zu einer sinkenden Nachfrage. Schließlich wird die Finanzierung des Eigenheims dann teurer. Somit kann sich nicht mehr jeder einen Kredit leisten.

Gleichzeitig haben es Immobilienbesitzer dann schwerer, ihre Kredite zu tilgen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Häuser im Zuge dessen zwangsweise verkauft werden müssen, steigt folglich.

Es befinden sich also wieder mehr Immobilien auf dem Markt – ein größeres Angebot. Auch dies bewirkt fallende Immobilienpreise. Damit ist jedoch nicht zu rechnen, denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass die EZB den Leitzins in naher Zukunft wieder spürbar hebt. Die Immobilienpreise werden somit auch 2021 noch einmal steigen.

LG Anne!!!