Vertauschte Rollen: Warum sich Kinder gern verkleiden
Wir sind mittendrin in der fünften Jahreszeit. Dieses Jahr gestaltet sich die Suche nach Faschingskostümen für meinen Nachwuchs zum ersten Mal supereinfach:
Ich habe nämlich schon vor zwei Jahren eine Verkleidungskiste angeschafft, die sich seither gut gefüllt hat. Ob Prinzessinnenkleider (wie zum Beispiel hier>>), Tutus, Glitzerkrönchen oder Einhorn-Jumpsuit, in der Kiste befindet sich einfach alles, was das Kleinmädchenherz begehrt.
Doch warum verkleiden sich Kinder eigentlich so gerne? -Und das nicht nur zur Narrenzeit, sondern das ganze Jahr über?
Rollenspiele beflügeln die kindliche Fantasie
Weil sie unheimlich gern in Fantasiewelten abtauchen:
Meine Tochter wiehert und schnaubt wie ein Pferd. Das klingt so lustig, dass ich den Kopf durch die Kinderzimmertür stecke. Doch kaum erblickt mich das Kind, verstummt es und schaut mich mit großen Augen an. Ganz klar: Töchterlein will sich ihrem Rollenspiel ungestört hingeben. Lauschen und Gucken sind verboten.
Zuschauer unerwünscht
Auch wenn ich nur zu gern wüsste, von was ihre Rollenspiele handeln, respektiere ich ihren Wunsch natürlich und lasse sie in Ruhe.
Kinder haben die beneidenswerte Fähigkeit, gänzlich in ihren Rollenspielen zu versinken. Der Bettüberwurf wird zum Prinzessinnenkleid, der Sessel zum Pferd, ein Springseil dient als Zügel. Ja, das ganze Kinderzimmer verwandelt sich in einen Zauberwald! Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Das Kind als Dramaturg seiner eigenen Geschichte
Das Kind ist dabei Dramaturg und Schauspieler in einem. Es erfindet nicht nur eine Fantasiewelt, sondern kreiert auch seine eigene Geschichte. Spielen mehrere Kinder zusammen, werden sogar Sätze vordiktiert („Jetzt musst du dieses und jenes sagen…“)!
Eltern brauchen ihre Kinder übrigens gar nicht erst zum Spielen zu animieren. Der Drang, in andere Rollen zu schlüpfen, wohnt beinahe jedem Kind inne. Rollenspiele sind nämlich Teil der kindlichen Entwicklung:
- in der Regel beginnen Kinder im Alter von drei oder vier Jahren damit, Rollenspiele zu spielen: Jetzt begreifen sie, dass es „ich“ und „die anderen“ gibt.
- Verständnis durch Spielen: Das Kind ahmt nach, was es erlebt hat.
- Weiterhin macht es sich die Welt der Erwachsenen zu eigen, wodurch es diese besser verstehen lernt.
- Auch mit Emotionen wird experimentiert: Angst, Freude, Aggression, Macht.
- Das Kind lernt, seine Ängste zu beherrschen: Im Spiel schafft es sich eine Welt, in der es großartig und unabhängig ist. Da es den Ausgang der Geschichte selbst bestimmt, macht sich das Kind Bedrohliches vertraut und wird so mit seinen Ängsten fertig.
Der Perspektivwechsel ermöglicht das Einfühlen in andere
Ich bin wirklich froh, dass meine Tochter zumeist allein in andere Rollen schlüpft, mein Beisein also nicht erforderlich ist. Oft spielt sie auch mit ihrer besten Freundin zusammen: Wenn sie nicht gerade Prinzessinnen sind, tun sie so, als seien sie Pferde.
So ungern ich mich auch an Rollenspielen beteilige, so erkenntnisreich sind sie, wenn ich mich doch einmal überreden lasse: Dann nämlich muss ich aus meiner Mutterrolle heraus – und hineinschlüpfen ins Kind.
Rollenspiele schenken die Möglichkeit, andere Gefühls- und Handlungsebenen zu entdecken, und ein Stück weit über den Tellerrand zu blicken, auch wenn das Kleinkind- und Jugendalter weit zurück liegt. (Quelle: kizz)
Warum sich Kinder so gerne verkleiden, liegt also auf der Hand: Das Kostümieren ist einfach Teil des Rollenspiels. Dieses wiederum hilft, die (Erwachsenen-)Welt besser zu verstehen.
In meiner Kinderfaschings-Blogparade habe ich übrigens viele, viele Fotos versammelt von kostümierten Kindern. Wer Anregungen sucht, wie er den eigenen Nachwuchs zum nächsten Karneval oder Halloween-Fest verkleiden könnte, wird hier garantiert fündig!
LG Anne!!!