Was Hörbücher und Vorlesen im Kind bewirken

vorlesen oder hörbuch hören
Sowohl Kinderbücher als auch Kinderhörspiele haben etwas für sich

Kaum ein Erziehungsratgeber lässt das Thema Lesen aus. Dabei bekommen Eltern stets die klare Handlungsanweisung, ihrem Nachwuchs Bücher vorzulesen, wenn dieser noch nicht selbst lesen kann. Warum eigentlich?

Warum Vorlesen wichtig ist

Wer einem Kind vorliest, der fordert es auf, einer Geschichte zu folgen, also zuzuhören. Das Zuhören ist – im Gegensatz zum Hören – keine angeborene Sinnesleistung, sondern eine Kompetenz, die das Kind erst erwerben muss. Insofern fördert das Vorlesen das Zuhören.

Um zuhören zu können, muss sich das Kind konzentrieren können – also nützt das Vorlesen auch der Konzentrationsfähigkeit. Erweitert wird darüber hinaus der Wortschatz. Zu guter Letzt regt das Vorlesen von Geschichten natürlich auch die Fantasie des Kindes an. Schließlich macht es sich ganz eigene Vorstellungen zum Inhalt des Buches.

Das aktive Zuhören kann von den Eltern noch unterstützt werden, indem sie dem Kind gezielt Fragen zum Geschehen stellen. So bekommt es die Möglichkeit, sich noch besser in die Figuren hineinzuversetzen oder seine Gedanken zur Geschichte zu äußern.

Hörbücher als sinnvolle Ergänzung zum Vorlesen

Eine Geschichte vorgelesen zu bekommen, macht dem Kind folglich nicht nur Spaß, es kommt auch seiner Entwicklung zugute.

Doch nicht immer haben Mama und Papa Zeit zum Vorlesen (oder wollen auch mal ihre Stimme schonen). Abhilfe schaffen dann zum Beispiel Hörspiele bzw. Hörbücher, denn auch sie unterstützen die Sprachentwicklung und fördern das aktive Zuhören.

Wie unterscheiden sich Hörbücher von Hörspielen?

Hörbücher kommen dem klassischen Vorlesen sehr nah, denn hier wird die Geschichte zumeist von einer einzigen Person, die je nach Figur und Geschehen auch mal die Stimme verstellt, vorgelesen. Dagegen wird in einem Hörspiel jede Rolle von einem anderen Sprecher besetzt. Oft gibt es zusätzlich sogar einen Erzähler, der zwischen den Dialogen berichtet, was passiert. Hörspiele setzen zudem auf Geräusche und Musik, um eine entsprechende Atmosphäre zu erzeugen.

Die Vor- und Nachteile von Hörmedien

Ob Hörbuch oder Hörspiel: Wenn sie gut gemacht sind, vermögen sie Kinder gedanklich völlig in ihre Geschichte hineinzuziehen. Außerdem wecken sie im Kind das Interesse an Literatur (und ebnen damit den Weg zum Selberlesen). Nebenbei können Hörmedien langweilige Aktivitäten – wie eine lange Autofahrt – verkürzen. Da stellt sich nur noch die Frage, für welche Geschichte man sich letztlich entscheidet – schließlich hat man die Qual der Wahl. Einige Hörspiel-Empfehlungen für Kinder findest du im folgenden Beitrag.

Vor- und Nachteile von Hörspielen & Hörbüchern
Vor- und Nachteile von Hörspielen & Hörbüchern

So sinnvoll das Anhören von Geschichten auch ist, ein Manko weisen Hörbücher bzw. -spiele jedoch auf: Das Kind beschäftigt sich nicht gemeinsam mit den Eltern damit. Die wenigsten Mütter und Väter werden das Hörspiel mithören und danach gezielt Fragen zum Geschehen stellen, um dieses gemeinsam mit dem Nachwuchs zu besprechen.

Es handelt sich folglich um ein recht passives Vergnügen. Hörmedien sollten das Vorlesen demnach nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.

Königsklasse: Geschichten selbst erzählen

Exkurs: Hat Kultur ihren sinnstiftenden Charakter verloren?

In der Vergangenheit wurde kulturelles Gut, Sitten und Bräuche, Geschichten, Lieder und Tänze wie ein kostbarer Schatz gehütet und von Generation zu Generation weitergegeben. Heute jagen sich Hypes in der bildenden Kunst, im Film, in Musik und Literatur von Woche zu Woche und rund um den Globus.
Eine riesige profitorientierte Unterhaltungsindustrie hält die Menschen einigermaßen bei Laune, zum Zusammenhalt in einer anonymen Massengesellschaft trägt sie aber nichts bei. Die Kultur diente in der Lebensgemeinschaft als zwischenmenschlicher Kitt und sinnstiftendes Erlebnis.

Remo H. Largo: „Das passende Leben“

Unser Medienkonsum besteht in der Regel nur noch zum Zwecke der Unterhaltung, und nicht um des aktiven Austauschs willen. Das ist weder für Kinder noch für Erwachsene sonderlich lehrreich. Wie man dem erzählerisch begegnen könnte, darüber habe ich mir lange den Kopf zerbrochen. Dabei liegt die Lösung auf der Hand: selber erzählen!

Kinder eigene Geschichten erfinden lassen

Die Erzählkunst ist so alt wie die Menschheit selbst. In Deutschland waren es vor allem Märchen, die mündlich überliefert wurden. Doch es gibt noch weitere Erzählkulturen – angefangen bei Mythen bis hin zu Liedern und Anekdoten.

Beim Erzählen wird man zum Erfinder – man bestimmt selbst, welchen Verlauf die Geschichte nimmt. Das erfordert Fantasie und Kreativität (dagegen ist Vorlesen ein Kinderspiel). Bei Kindern wird die Lust auf Geschichten geweckt und die Freude an der eigenen Vorstellungskraft.

In der eigenen Geschichte kann das Kind in jede erdenkliche Rolle schlüpfen und so dem Alltag entfliehen. Darüber hinaus entdecken Kinder eine Struktur, die den meisten Erzählungen zugrunde liegt (i.d.R. Einleitung, Hauptteil, Schluss).  

Dafür müssen sich Eltern Zeit nehmen – und selbst ein wenig Fantasie aufbringen. Leider bin ich überhaupt nicht gut im Geschichtenerfinden. Deshalb muss ich meiner Vorstellungskraft hin und wieder auf die Sprünge helfen. Das Hilfsmittel in unserer Familie heißt Story Cubes, ein Würfelspiel mit den verschiedensten Symbolen, anhand derer die Mitspieler eine Geschichte erfinden müssen.

Eltern können zusammen mit ihrem Kind auch selbst Würfel basteln und mit ganz eigenen Motiven versehen. So bringt man gleich noch ein wenig Feinmotoriktraining ins Spiel…

Und wer weiß?, vielleicht entspringt ja eine so tolle Geschichte, dass sie sogar als Familien-Hörspiel umgesetzt wird. -Vorausgesetzt Mama und Papa machen sich mit dem entsprechenden Audiobearbeitungsprogramm vertraut! Das wäre dann wohl ein Projekt für die Sommerferien.

LG Anne!!!

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