Mietwohnung? -Nein, danke. Wohnalternativen gesucht!

4 alternative wohnformen für familien

Teil 2: Wie wir wohnen wollen

Nein, auch zur Miete wohnen, ist nicht automatisch verbunden mit einem sorglosen Leben. Wie im gestern veröffentlichten ersten Teil meiner Serie angesprochen, hat auch die Mietwohnung ihre Tücken.

Die Gründe dafür sind vielschichtig, mal wird schlicht der Wohnraum zu klein für die größer werdende Familie, mal bereiten Mietpreiserhöhungen Schwierigkeiten. Einige verstehen sich nicht mit den Nachbarn, wieder andere wechseln den Job, was einen Umzug erfordert.

Eine Mietwohnung versprach bei derartigen Problemen bis vor ein paar Jahren noch bestmögliche Flexibilität. Schließlich war es nicht schwer, eine neue Wohnung zu finden. -Die alte zu kündigen ein Kinderspiel.

Mittlerweile jedoch klammern sich die Leute an ihre Wohnungen: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Eine bezahlbare Wohnung zu finden, wird demnach immer schwieriger. Neue Wohnungen zu bauen, würde das Problem lösen, doch viele Städte haben es in der Vergangenheit versäumt, in neue Wohnhäuser zu investieren. Diesen Rückstand aufzuholen, kostet wiederum Zeit.

Bleibt uns Familien also gar nichts anderes übrig, als der Stadt den Rücken zu kehren und aufs Land zu ziehen?

Welche Wohnalternativen sich bieten…

…für Menschen, die in der Stadt bleiben wollen, aber auch für jene, die planen, aufs Land zu ziehen, jedoch nicht gleich ein Haus kaufen möchten.

1. Modulhäuser & Minihäuser

Momentan spricht alle Welt von Minihäusern als der alternativen Wohnform schlechthin. Doch auch diese kleinen Wohnmodule kosten einen Haufen Geld: Oft sogar nicht weniger als ein klassisches Einfamilienhaus! Hinzu kommt der Umstand, dass sie ein Grundstück benötigen, auf dem sie aufgebaut werden können.

Nicht irgendein Grundstück übrigens, sondern Bauland. Dieses ist nur noch fernab der Metropolen günstig zu bekommen. Im Internet kursieren die romantischsten Berichte von Aussteigern, die mitten im Nirgendwo leben. Tatsächlich umsetzbar ist das in Deutschland dank zahlreicher (Bau-)Vorschriften nicht.

Nun, immerhin gibt es in Großstädten die Möglichkeit, Minihäuser zu mieten. In Planung sind Wohnmodule, die auf Hausdächern Platz finden sollen (siehe Gewobag und Start-Up Cabin Spacey starten Pilot-Projekt). Damit erübrigt sich die Grundstückssuche. Doch einen Haken gibt es: Die Module sind klein, eher gedacht für genügsame Menschen, Studenten zum Beispiel.

Entwurf eines mobilen Minihauses auf einem Hausdach in Berlin, Copyright: Cabin Spacey

Bereits realisiert wurde ein ähnliches Unterfangen von zwei Künstlern, die ein Gewächshaus zum „Penthouse“ umfunktionierten: Die beiden Erbauer sind kinderlos, sonst würden sie wohl kaum mit dem raren Platzangebot auskommen (im Winter müssen sie sich auf zwei isolierte Räume beschränken).

Penthäuser sind übrigens nichts Neues, die FAZ widmete sich den Luxus-Häusern auf Flachdächern in einem detaillierten Artikel.

In Planung ist darüber hinaus eine kleine Siedlung von Minihäusern im Berliner Bauhaus-Garten für je nur 100€ Miete im Monat: https://www.rbb-online.de/kultur/beitrag/2017/03/bauhaus-100-euro-wohnung-van-bo-le-mentzel.html

Solange Minihäuser nicht auf Hausdächern gebaut oder aufeinandergestapelt werden können, stellen sie in Großstädten allerdings keine wirkliche Wohnalternative dar. Zum einen fehlt in Metropolen der Platz, zum anderen sind die winzigen Häuser nichts für Familien. Nichtdestotrotz denken viele Leute darüber nach, sich ein mobiles Heim wie einen Bauwagen auf ein gepachtetes Stück Land zu stellen.

2. Wohnen in der Genossenschaft

Genossenschaftswohnungen hingegen sind in jeder erdenklichen Größe erhältlich. Sie werden als Mittelweg zwischen Miete und Eigentum bezeichnet.

Aus meiner Sicht ist das nicht ganz korrekt. Ich habe neun Jahre in verschiedenen Genossenschaftswohnungen gewohnt und eher den Eindruck gehabt, dass es sich um ganz normale Mietwohnungen handelt.

Statt einer Kaution wird allerdings der Kauf eines Genossenschaftsanteils verlangt, der i.d.R. ähnlich hoch ist. Nach dem Auszug erhält man den gezahlten Anteil zurück – sofern die Wohnungsgenossenschaft nichts zu beanstanden hat.

Mitglied einer Wohnungsgenossenschaft zu sein, bietet allerdings den Vorteil, dass der Mietpreis einem „angemessenen“ Niveau entspricht, denn die Genossenschaft arbeitet nicht gewinnorientiert. Im Mittelpunkt stehen die Mitglieder (Mieter) und die werden auch bevorzugt behandelt – wenn es zum Beispiel um die Suche nach einer größeren Wohnung geht.

Bevor eine freigewordene Wohnung inseriert wird, werden erst einmal die Mitglieder auf der Warteliste gefragt, ob sie die Wohnung haben möchten. Trotzdem dauert die Suche nach einer Wohnung dank des angespannten Wohnungsmarktes natürlich lange. Uns wurde zum Beispiel erst nach anderthalb Jahren auf der Warteliste eine Wohnung vorgeschlagen. Da wohnten wir längst in unserem Haus.

3. Selbstorganisiert wohnen

Die Idee der sogenannten Wohnkommunen ist fast so alt wie die der Wohnungsgenossenschaften. Hier geht man allerdings einen Schritt weiter, will nicht nur zusammen wohnen, sondern auch gemeinsam wirtschaften. Organisiert werden solche „Wohnprojekte“ zum Beispiel von Mietshäuser-Syndikaten.

Bist du interessiert am gemeinschaftlichen Wohnen, gehst du i.d.R. erst einmal auf die Suche nach Mitstreitern. Die brauchst du schon deshalb, weil ihr gemeinsam ein Haus kauft und ggf. modernisiert. Der Gemeinschaftsgedanke geht auch nach der Kauf- bzw. Bauphase weiter: Ob Kindererziehung, gemeinsame Mahlzeiten oder anfallende Hausarbeiten, alles wird zusammen in Angriff genommen.

Mietshäuser-Syndikate werden übrigens nicht nur in der Stadt realisiert, sondern finden vor allem Anklang auf dem Lande. Zumeist kaufen sich Städter dort gemeinschaftlich einen günstigen Bauernhof, wo genügend Platz für mehrere Familien herrscht. Dort leben sie dann nicht isoliert von den übrigen Dorfbewohnern, sondern initiieren oft Projekte, die alle Einwohner zum Mitmachen einladen.

4. WG gründen

Wohngemeinschaften sind nicht nur StudentInnen vorbehalten! Mittlerweile tun sich auch Alleinerziehende, Senioren, aber auch Familien zusammen, um von der Vorteilen des gemeinschaftlichen Wohnens zu profitieren. Trotzdem gehört die WG immer noch zu den alternativen Wohnformen.

Ihre Vorzüge liegen nicht nur in der Kostenersparnis durch die geteilte Miete/Rate, sondern vor allem darin, dass man nicht mehr einsam und alleine wohnt. Das wiederum verspricht Abwechslung im (Familien-)Alltag. Obendrein kann die Kinderbetreuung besser organisiert werden, was das Leben entspannter macht.

So verheißungsvoll das alles klingt, muss doch erwähnt werden, dass es gar nicht so einfach ist, Mitstreiter zu gewinnen. Viele Alleinerziehende haben sich schon ans Alleinsein gewöhnt, die meisten Familien möchten unter sich bleiben. Gerade außerhalb der Großstädte muss man daher mehr Zeit dafür einplanen, eine WG auf die Beine zu stellen.

Eine WG muss übrigens nicht unbedingt in einer Wohnung sein. Man kann sich natürlich auch gemeinsam ein Haus kaufen. Oftmals handelt es sich dabei um günstige Immobilien, die nach den eigenen Vorstellungen renoviert und aufgeteilt werden. Handwerkliches Geschick vorausgesetzt.


Alternative Wohnformen sind ganz oft mit einem erheblichen Engagement seitens der Initiatoren verbunden. Als Laie Bau- und Wohnideen in konkrete Projekte umzusetzen, Mitstreiter zu finden, Bauanträge zu stellen – und bewilligt zu bekommen, ist aufwendig und kostet Zeit. Auch sollte man sich vor Augen halten, dass man mit seinem Herzensprojekt scheitern könnte! Viel einfacher ist es da, weiter nach einer Mietwohnung zu suchen oder ein „ganz normales Haus“ zu bauen.

Ich selbst wohne in einem EFH mit Garten und bin mir seiner Nachteile bewusst. Entscheidend für mich ist aber der Gedanke, dass ich im Rentenalter (hoffentlich) kein Geld mehr für Miete oder Rate ausgeben muss, sondern lediglich meine anfallenden Nebenkosten bezahle.

Trotzdem stelle ich es mir extrem lohnenswert vor, ein alternatives Wohnprojekt umzusetzen, weil man nirgendwo sonst seinen ganz persönlichen Vorstellungen vom Leben und Wohnen so nahe kommt.

LG Anne!!!

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