Das Haus, das keine Heizung braucht

Welches Sparpotential bergen Passivhäuser?

Die gestiegenen Gas- und Strompreise haben bei vielen zu einer veränderten Haltung geführt: Wer den Neubau eines Hauses in Erwägung zieht, hat neben den Investitionskosten nun auch die laufenden Kosten im Hinterkopf. Schließlich muss im Anschluss nicht nur der Kredit getilgt, sondern auch die Nebenkosten bezahlt werden. Je energieeffizienter ein Haus gebaut wird, desto höher ist auch das Sparpotential. Minimale Nebenkosten dank eines geringen Energieverbrauchs – das versprechen vor allem Passivhäuser. 

Was zeichnet ein Passivhaus aus?

Ein Passivhaus verfolgt ein Konzept, bei dem die Bausubstanz im Vordergrund steht. Der Schwerpunkt der Planung liegt auf der Optimierung der thermischen Hülle, um ein angenehmes und gesundes Raumklima zu schaffen. Dieses Konzept steht allen offen – und es beschränkt sich nicht allein auf Neubauten! Dabei orientiert es sich nach einer bestimmten Leistung, die das Haus erfüllen muss. Wie es diese erfüllt, wird allerdings nicht vorgeschrieben.

Passivhäuser definieren sich wie folgt:

Unter einem Passivhaus wird ein Gebäude verstanden, das aufgrund seiner hohen Wärmedämmung und dem Funktionsprinzip, mittels Wärmetauscher Lüftungswärmeverluste signifikant zu reduzieren, in der Regel keine klassische, wassergeführte Gebäudeheizung benötigt. 

Die Häuser werden „passiv“ genannt, weil der überwiegende Teil des Wärmebedarfs aus „passiven“ Quellen wie Sonneneinstrahlung und Abwärme von Personen und technischen Geräten gedeckt wird. Das Ergebnis ist ein niedriger Energieverbrauch.  

Wikipedia

Ursprünge

Das Konzept geht auf internationale Forschungsarbeiten zurück, die sich mit dem Komfort in Häusern befassten, welche nicht oder nur wenig beheizt werden konnten. Dazu gehörten 1977 das Saskatchewan Conservation House in Kanada und 1973 ein „Niedrigenergiehaus“ in Kopenhagen.

Passivhaus Darmstadt
Quelle: Passivhaus Institut – Copied to Commons from http://en.wikipedia.org. Original source Passivhaus Institut, Germany – http://www.passiv.de, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1256648

Das erste Haus, das zur Erprobung des Passivhauskonzepts gebaut wurde, wurde 1991 in Darmstadt von Dr. Wolfgang Feist und Dr. Bo Adamson fertiggestellt. Es besteht aus vier Reihenhauseinheiten, die seither stets bewohnt werden. Daher konnten seit dem Erstbezug kontinuierlich Daten zum Energieverbrauch des Hauses gesammelt und analysiert werden. Dabei hat sich gezeigt, dass das Gebäude auch nach über 30 Jahren noch die prognostizierten Eigenschaften aufweist.
Mittlerweile gibt es weltweit Bauprojekte, die sich dem Passivhaus-Standard verschrieben und diesen weiterentwickelt haben. So wurde bspw. 2016 in der Schweiz das erste völlig energieautarke Mehrfamilienhaus der Welt realisiert.

Erreichen des Passivhaus-Standards

Ein Passivhaus ist so konzipiert, dass es eine angenehme Raumlufttemperatur von 20 bis 25 °C aufweist. Außerdem müssen alle Innenflächen warm genug sein, um eine Strahlungsasymmetrie (Unterschiede zwischen Luft- und Oberflächentemperaturen) zu verhindern und das Risiko von Schimmel und Kondensation zu vermeiden.

Viele der Grundsätze des Passivhauses gelten auch für die passive Solartechnik, allerdings mit einigen wichtigen Ausnahmen. Ein zertifiziertes Passivhaus muss Folgendes aufweisen:

  • ein angemessenes Maß an Wärmedämmung
  • eine Konstruktion, die Wärmebrücken reduziert
  • Luftundurchlässigkeit
  • hochwertige Fenster und Türen
  • mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung.

Warum die Wärmedämmung im Passivhaus eine so wichtige Rolle spielt

Um Wärmeverluste und -gewinne zu kontrollieren, ist eine angemessene Dämmung erforderlich. Die Dämmung sollte durchgehend um das Gebäude herum angebracht werden, denn es dürfen keine Wärmebrücken entstehen. Zusätzlich kann eine ebenfalls dämmende Fassade wie bspw. Klinker angebracht werden.

Wärmebrücken sind Stellen, an denen Wärme abfließen oder Kälte ins Haus strömen kann. Undichte Fenster zum Beispiel können für solche Wärmebrücken verantwortlich sein. Wenn warme, feuchte Innenluft auf eine ausreichend kalte Oberfläche trifft, bildet sich außerdem Kondenswasser. Kalte und feuchte Bedingungen erhöhen folglich das Risiko der Schimmelbildung. Eine Dreischeibenverglasung mit Edelgas-Füllungen in den Scheibenzwischenräumen und speziellen Folien sowie gut gedämmte Fensterprofile erreichen hingegen eine ausgezeichnete Dämmwirkung.

Dämmung im Passivhaus

Eine gute Wärmedämmung sorgt weiterhin dafür, dass das Haus über eine luftdichte Gebäudehülle verfügt. Ein Gebäude muss zwar gelüftet werden, dies sollte aber nur über die vorgesehenen Lüftungsmöglichkeiten geschehen. Eine solche findet sich im Passivhaus in Form einer kontrollierten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Sie sorgt für frische Luft und damit für ein gutes Raumklima. Gleichzeitig nutzt sie aber auch über 80 Prozent der Wärme aus der verbrauchten Luft. Das heißt, die kostenlose „passive“ Wärme aus der einfallenden Sonneneinstrahlung, der Eigenwärme der Bewohner sowie der Wärmeabgabe von elektrischen Geräten reicht aus, um ein Gebäude auf angenehme Temperaturen zu bringen und zu halten. 

Ein mechanisches Lüftungssystem ist eine sehr einfache und energiesparende Anlage mit Ventilatoren, die Luft über einen Wärmetauscher treiben. Der Wärmetauscher überträgt die Wärmeenergie der ausströmenden Luft auf die einströmende Luft und sorgt dafür, dass die Außenluft mit ungefähr der gleichen Temperatur in das Gebäude eintritt wie die ausströmende Luft. Im Winter wird dadurch die einströmende Luft vorgewärmt, im Sommer wird die Wärme wieder an die Außenluft abgegeben. 

Braucht man eine Heizung im Passivhaus?

Dank ihrer starken Wärmeisolierung benötigen Passivhäuser kaum Energiebedarf zum Heizen. Als größter Posten bleibt nur noch die Warmwasserbereitung übrig. Hier stehen mehrere Alternativen zu Auswahl. Die Energie für die Brauchwassererwärmung kann beispielsweise über eine Solaranlage aufgebracht werden. Interessant ist aber auch die Lösung über eine Kleinstwärmepumpe, die die Fortluft der Wohnraumlüftungsanlage noch einmal zusätzlich nutzt. Denkbar ist zudem eine elektrische Warmwasserbereitung mittels eines Durchlauferhitzers.


Fazit

Die Passivhausbauweise ist eine spannende Alternative zu klassischen Häusern, die auf Heizungen mit fossilen Brennstoffen setzen. Anstelle eines Kamins oder einer wassergeführten Heizung wird das Haus mit einem speziellen Belüftungssystem und einer besonders effektiven Dämmung versehen. Das Ergebnis: ein Haus, das sich ganz von selbst an die verschiedenen Jahreszeiten anpassen kann. Doch mit einem Passivhaus lassen sich nicht nur Heizkosten sparen, sondern insgesamt wird der Energieverbrauch gesenkt.

LG Anne!!!

Quelle Grafik Passivhaus: Passivhaus Institut, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons

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