Der richtige Umgang mit Angst bei Kindern
Was in einem kleinen Kinderkopf vor sich geht, kann man sich als Erwachsener oft nur schwer vorstellen. Plötzlich haben die Sprösslinge vor den alltäglichsten Dingen Angst. Oder Situationen, die zuvor noch souverän gemeistert wurden, stellen nun unüberwindbare Hindernisse dar. Mit Angst und Stress bei den Kleinsten muss man besonders behutsam umgehen, damit sich daraus kein Trauma entwickelt. Der wichtigste Punkt ist dabei: die Angst des Kindes ernstnehmen und nicht kleinreden!
„Stell dich nicht so an!“
Ein fataler Satz für alle Kinder mit Ängsten, denn er suggeriert, dass das Kind übertreibt. Es fühlt sich mit seiner Angst nicht ernstgenommen und wird im schlimmsten Fall bei zukünftigen Ängsten gar nichts mehr sagen, sondern stumm darunter leiden. Dabei ist Angst vollkommen normal. Manchmal ist es ein Alptraum, der einen erschreckt, oder ein seltsames Geräusch. Vielleicht ist es auch ein Schatten, der sich bewegt, oder das Kind hat eine blühende Fantasie und stellt sich vor, dass sämtliche Monster unter seinem Bett und in seinem Schrank leben.
Ganz egal, um welche Angst es sich handelt, als Eltern muss man feinfühlig darauf reagieren. Kinder verstehen oft noch nicht die unterschiedlichen Gefühle und können daher auch nicht einordnen, was gerade geschieht. Mit der Angst umzugehen und sie zu bewältigen, schaffen Kinder aber nur, wenn die Eltern oder Erziehungsberechtigten Verständnis zeigen, sie an der Hand nehmen und ihnen beibringen: Angst ist nichts Schlechtes!
Woher kommt die Angst?
Angst ist eines der Urgefühle des Menschen und tief verwurzelt in uns. Ohne die Angst wären Menschen und auch Tiere nicht überlebensfähig. Die Angst sorgt im Normalfall dafür, dass man lebensgefährliche Situationen meidet. In manchen Fällen entwickeln sich aber auch irrationale und unnötige Ängste, die behandelt werden sollten, damit sie das Kind im Alltag nicht zu sehr einschränken. Entwickelt das Kind zum Beispiel eine vollkommen irrationale Angst vor Toilettenpapier, sollte man der Sache auf den Grund gehen und an einer Lösung arbeiten, da man im Alltag kaum an der Benutzung von Toilettenpapier vorbeikommt.
Beim falschen Umgang mit Angst können sich daraus auch eine Panikstörung oder eine Depression entwickeln, die ebenfalls behandelt gehören.
Was löst Ängste bei Kindern aus?
In den meisten Fällen steht die Angst in direktem Zusammenhang mit der Entwicklungsphase, in der das Kind gerade steckt. Wenn es während der ersten Lebensmonate noch Angst vor lauten Geräuschen haben kann, kommt zwischen dem ersten und vierten Lebensjahr vermehrt die Angst vor fremden Menschen dazu. Je mehr die Fantasie bei Kindern reift, desto eher kommt es auch zu Ängsten vor Geistern, Monstern oder anderen Gestalten, sowie zur Vermischung von Realität und Fantasie.
Oft tauchen die Ängste nicht plötzlich aus dem Nichts aus, sondern haben einen Auslöser. Deswegen sollte man beispielsweise schon bei den Kleinsten darauf achten, welche Medien sie konsumieren und was sie nebenbei aufschnappen können. Auch das Verlassen der gewohnten Umgebung durch einen Umzug oder die Geburt eines Geschwisterchens können Ängste, konkret Verlustängste, heraufbeschwören. Vielleicht sind es auch die eigenen Ängste, die auf das Kind übertragen werden, oder es liegt am Erziehungsstil. „Komm jetzt oder du kannst allein hier bleiben“ oder „Wenn du nicht hörst, gehe ich ohne dich“ sind nur zwei von unzähligen Sätzen, die Kinder verunsichern und Angst heraufbeschwören können.
Auch das unerfüllte Bedürfnis nach Zuneigung und Nähe fällt in diese Kategorie und kann zu Verlustangst bis hin zu Panikattacken führen. Kleine Kinder verstehen solche Drohungen als „Mama/Papa hat mich nicht mehr lieb und lässt mich zurück“. Dadurch wird das Urvertrauen, das Kinder zu ihren Eltern haben, in ihren Grundfesten erschüttert und es kann schwerwiegende Folgen haben. So könnte sich beispielsweise eine Angststörung herausbilden.
Dem Kind helfen, die Angst zu verstehen
Wie bereits gesagt, ist Angst per se nichts Verwerfliches, sondern überlebenswichtig. Daher ist es auch wichtig, bei irrationalen wie rationalen Ängsten Verständnis zu zeigen. Auch wenn es herausfordernd und stressig sein kann, die Kleinen immer wieder zu beruhigen: Kind haben nicht absichtlich Angst. Sie wollen ihre Eltern nicht ärgern, provozieren oder ihre Grenzen auszutesten.
Um zu verstehen, wovor der Sprössling sich fürchtet, muss man Fragen stellen, allerdings auch hier behutsam vorgehen. „Was hat dich erschreckt?“ oder „Hast du etwas Seltsames gesehen oder gehört?“ sind zwei Fragen, mit denen man der Angst auf die Spur kommen kann.
Hat man darauf eine Antwort erhalten, geht es ans Lösungen erarbeiten. Bei der Angst vor Monstern, die sich verstecken und herauskommen, wenn das Kind schläft, kann man beispielsweise ein Anti-Monster-Spray zusammenmischen, welches vorm Schlafengehen im Zimmer versprüht wird. Mit einem Hauch von Lavendel darin wirkt es auch noch beruhigend und sorgt für eine angstfreie Nacht.
Der Angst ins Auge sehen
Reden ist das A und O. Wenn das Kind auf Verständnis stößt und nicht auf Ablehnung, vermittelt ihm das die dringend benötigte Sicherheit und es kann mit der Situation besser umgehen. Natürlich hilft das nicht, wenn das Kind sich weiterhin fürchtet. Eine bewährte Methode ist, sich der Angst zu stellen, am besten mit der Unterstützung von Mama und Papa. Denn man kann nicht immer allen Situationen, die Angst auslösen, aus dem Weg gehen.
Hat das Kind zum Beispiel Angst vorm Arztbesuch, ist es keine Lösung, einfach nicht mehr hinzugehen. Spezieller wird es noch beim Zahnarzt, vor dem sich auch viele Erwachsene fürchten. Um diese recht häufige Angst möglichst gar nicht erst im Kindsalter aufkommen zu lassen, sollte man schon ab dem ersten Zahn regelmäßig mit dem Kind zum Zahnarzt gehen. Mit der richtigen Zahnpflege bei Kleinkindern braucht das Kind dann auch keine Angst vorm Zahnarzt zu haben. Hier ist aber auch wichtig, ohne Druck an die Sache ranzugehen und, wie in allen Situationen, nicht zu drohen, dass dem Kind beispielsweise alle Zähne ausfallen, wenn es sie nicht richtig putzt oder den Zahnarzt nicht nachschauen lässt. Bei sensiblen Themen ist ein spielerischer Umgang deutlich effektiver.