Neulich saß ich ganz entspannt vor der Glotze und zog mir eine Doku auf TLC rein, in der ein Paar aus den Südstaaten der USA (er Handwerker, sie Innenarchitektin) es sich zur Aufgabe gemacht hat, alte Häuser für wenig Geld zu renovieren. Sie machten das so gut, dass die Häuser hinterher immer wunderschön und luxuriös aussahen. Dabei haben die beiden nie mehr als 140.000$ pro Haus bezahlt.
Mir klappte die Kinnlade runter, denn das waren keine kleinen Häuschen. Zwei bis drei Bäder, riesige Terrassen, Balkons, Garagen und gepflegte Gärten drumherum. Überdies sahen die Häuser schon auf Grund ihrer Architektur tausendmal besser aus als die 08/15-Satteldachhäuser, die momentan wie Pilze aus dem Umland-Boden schießen.
In Deutschland ist der Hausbau teuer
Auch wenn ich mich jetzt als Trash-TV-Konsument outen muss, so hat es doch eine Erkenntnis zu Tage gefördert: In den Vereinigten Staaten sind Häuser günstiger als hier, bisweilen kosten sie nicht einmal die Hälfte von dem, was man in Deutschland für vergleichbare Häuser auf den Tisch legen muss. Wie schaffen die Amerikaner es nur, so billig zu bauen? Und: Kann man sich davon vielleicht etwas fürs eigene Bauvorhaben abschauen, um sich den Traum vom bezahlbaren Haus zu erfüllen?
Bei meinen Recherchen ist mir aufgefallen, dass unsere Annahme, US-Häuser seien günstig, lediglich am deutschen Blickwinkel liegt. Tatsächlich bezahlen wir nämlich exorbitant viel für Häuser: Nirgends auf der Welt ist Bauen so teuer wie in Deutschland:
Feste Mauern aus Porenbeton, dreifach isolierte Fenster mit solidem Rahmen, darauf ein Dach aus gebrannten Tonziegeln und innen drin alle Strom-, Heizungs- und Wasserleitungen penibel unter Putz verlegt – nach diesem Standard, gegossen in diverse Industrienormen und Bauvorschriften, werden in Deutschland Einfamilienhäuser errichtet. (Quelle: die Welt)
Das ist solide, das ist energieeffizient, aber das ist eben auch teuer. Der Deutsche ist dennoch bereit, den hohen Preis zu zahlen, weil er sein Haus für eine lebenslange Investition hält. Für den US-Amerikaner ist das Haus hingegen nur der Ort, an dem er vorübergehend wohnt.
Günstig bauen mit Holz
Doch auch hierzulande besteht die Möglichkeit, günstig zu bauen. Und dabei kann man sich durchaus etwas von der US-amerikanischen Art zu bauen abschauen.
US-Häuser werden vorwiegend in Holzrahmenbauweise gefertigt. Dabei kommt vor allem das Platform Framing zum Einsatz. Das heißt:
„Die Rohkonstruktion wird – im Gegensatz zum Balloon-Framing – etagenweise errichtet und jeweils mit einer Platform abgeschlossen, auf der dann die nächste Etage errichtet wird. Die hölzerne Tragkonstruktion der Wände, bestehend aus den Wandpfosten samt oberen und unteren Gurte, wird zunächst liegend auf der jeweiligen Etage vorgefertigt, dann aufgestellt und mittels eines zusätzlichen Obergurts miteinander verbunden. Außenseitig und auf der Geschossdecke werden Platten aus Sperrholz oder OSB aufgebracht, der Rest wird nach der Fertigstellung des Rohbaus mit Gipskartonplatten verschalt.“ (Quelle: Wikipedia)
Holz als Baustoff ist zwar nicht günstiger als Stein. Gespart wird bei der Holzrahmenbauweise allerdings dadurch, dass nur der Rahmen aus massivem Holz besteht. Dazwischen befinden sich Span- oder Sperrholzplatten. Außerdem ermöglicht die Holzrahmenbauweise eine kurze Bauzeit (also niedrigere Handwerkerkosten).
Wo lauert noch Sparpotential beim Hausbau?
- Sparen kannst du weiterhin, indem du bspw. Türen aus Sperrholz verwendest (werden ohnehin tapeziert/lackiert)
- Auch das Dach kann mit Kunststoff oder Blech (gibt es auch in Ziegeloptik) statt mit Tonziegeln gedeckt werden.
- Je einfacher die Dachkonstruktion, umso billiger die Umsetzung.
- Eingeschossig zu bauen erspart die teure Treppe.
- Offene Räume ersparen den Bau von Innenwänden.
- Auf automatische Steuerungen verzichten (z.B. Rollos und Außenbeleuchtung)
- Auch Besonderheiten wie Schiebetüren zur Terrasse statt normaler Balkontüren verteuern das Bauvorhaben.
- Auf einen Keller und Elemente wie Giebel und Erker verzichten.
- Einsatz der Muskelhypothek: Wer selber baut, spart Handwerkerkosten. Das betrifft vor allem den Innenausbau des Hauses
Was Material und Bauweise angeht, kannst du mit Hilfe der genannten Tipps also kräftig Geld sparen gegenüber den konventionellen (deutschen) Art zu bauen. Einen immensen Nachteil birgt das günstige Bauen nach US-Vorbild jedoch: Es ist leider überhaupt nicht energieeffizient. Deine laufenden Kosten für Gas und/oder Strom dürften demnach deutlich höher ausfallen als bei einem gut isolierten Haus.
Preiswert bauen ist auch hierzulande möglich
In den USA sind die Energiekosten gering. Insofern spielt es für den Bauherren dort keine Rolle, wie effizient sein Haus gestaltet ist. In Deutschland wirst du schon bei der Wahl der Materialien eingeschränkt. So ist es dir zum Beispiel nicht erlaubt, einfachverglaste Fenster zu verbauen. Generell werden Baumaterialien nach DIN-Norm gefertigt. Das lässt die Preise in die Höhe schnellen.
Immerhin wird die Holzrahmenbauweise auch hierzulande angewandt, nämlich von den Fertighaus-Herstellern. Außen- und Innenwände dieser Bauten werden in Fabriken vorgefertigt und müssen auf der Baustelle nur noch aufgestellt werden. Auch das spart Zeit – und somit Kosten. Wie so ein preiswertes Haus aus Holz in Fertigbauweise aussehen kann, siehst du hier.
Insofern hast du auch in Deutschland die Möglichkeit, günstig zu bauen, wenn du Verzicht übst, auf die Holzrahmenbauweise zurückgreifst und viel selbst erledigst.
LG Anne!!!