In vielen meiner Hausbau-Artikel habe ich bereits auf die Fallstricke der Immobilienfinanzierung hingewiesen. Insbesondere die Angst, womöglich gar keinen Kredit zu bekommen, hat mich immer wieder beschäftigt.
Viele Jahre waren mein Mann und ich nämlich lediglich als Zeitarbeiter beschäftigt. Hinzu kam der Umstand, dass ich wesentlich weniger als er verdient habe, weil ich in Teilzeit beschäftigt war und immer noch bin.
Risiken des Immobilienkaufs sollen minimiert werden
Obwohl wir über relativ viel Eigenkapital verfügten, stand es für uns lange überhaupt nicht zur Debatte, ein Haus zu kaufen. Unsere Lage stellte sich als zu unsicher dar. Und Unsicherheit bestrafen Banken in der Regel mit hohen Zinsen – wenn sie die Immobilienfinanzierung nicht gänzlich ablehnen. Auch das haben wir schon erlebt.
Letzten Endes ergatterte mein Mann doch noch eine Festanstellung, meine arbeitstechnische Situation blieb allerdings unsicher. Zudem verdiente ich immer noch viel weniger Geld als er. Trotzdem kamen uns die Banken nun entgegen und versprachen uns teils sehr hohe Kreditsummen. –Unter der Bedingung, dass wir:
a) eine Risikolebensversicherung abschließen und
b) einen Bausparvertrag als Anschlussfinanzierung mitbesparten.
Die Abhängigkeit von der Bank lässt kaum Verhandlungsspielräume zu
Zugegeben, wir kannten wir uns weder mit Lebensversicherungen aus, noch mit Bausparverträgen. Allerdings träumten wir den Traum vom eigenen Haus und um diesen zu erfüllen, waren wir nun mal auf einen Bankkredit angewiesen. Wir fühlten uns nicht gerade in der Position, zu verhandeln – oder gar Vorschläge seitens der Bank abzulehnen!
Ein teurer Fehler. Die Bank will schließlich am Kunden verdienen – nicht nur durch die Kreditvergabe, sondern eben auch durch den Verkauf von zusätzlichen Dienstleistungen.
Risikolebensversicherung und Bausparvertrag sind nicht per se unangebracht, doch hat man als Kreditantragsteller kaum die Möglichkeit, Produkte zu vergleichen – und womöglich den Bausparvertrag bei der konkurrierenden Bank in Anspruch zu nehmen!
Die Lebensversicherung als Bedingung für einen Immobilienkredit
Eine Risikolebensversicherung machte in unserem Fall durchaus Sinn. Mein Mann als Hauptverdiener zahlt schließlich den Großteil der Kreditsumme unseres Hauses ab. Sollte er sterben, könnte ich die Restschuld niemals allein tilgen. Ich würde das Haus verlieren.
In diesem Fall also springt die Risikolebensversicherung ein: Sie zahlt den Hinterbliebenen die vereinbarte Summe aus, damit das Haus abbezahlt werden kann. Tatsächlich kann sie für nichts Anderes verwendet werden.
Es findet in diesem Sinne kein Vermögensaufbau statt wie bei einer „normalen“ Lebensversicherung (kapitalgebundene Lebensversicherung). Dafür ist sie aber auch deutlich günstiger, was die monatlichen Raten anbelangt. Für Leute, die eine Baufinanzierung benötigen, gibt es nämlich Sonderlösungen für Risikolebensversicherungen. Hier werden Risikolebensversicherung im Detail beschrieben>>
Uns kam damals entgegen, dass mein Mann bereits über seinen Arbeitgeber eine Lebensversicherung abgeschlossen hatte. Was eigentlich als Altersvorsorge gedacht war, ließ die Bank dennoch gelten. Allerdings ist die betriebliche Lebensversicherung mit Nachteilen behaftet, die ihr hier nachlesen könnt>>
Wie sinnvoll ist ein Bausparvertrag als Anschlussfinanzierung?
Im weiteren Verlauf der Bankgespräche tauchte also nur noch die „Hürde“ des Bausparvertrags als Anschlussfinanzierung auf. Wir hatten zuvor bereits von Freunden und Bekannten gehört, dass diese Form des Sparens bei Immobilienkrediten heutzutage nicht mehr wegzudenken sei. Deshalb gingen wir davon aus, dass es überhaupt keine Alternative dazu gäbe.
Später wandten wir uns an eine Banken-unabhängige Finanzmaklerin, die uns im weiteren Verlauf auch einen Immobilienkredit vermittelte. Obwohl auch sie Bausparverträge als Anschlussfinanzierung für sinnvoll hielt, schwatzte sie uns keinen auf ;)
Wir waren und sind jedenfalls froh, dass wir neben unserem Immobilienkredit keine weiteren finanziellen Belastungen stemmen müssen. Sowohl für eine Risikolebensversicherung als auch für einen Bausparvertrag müsst ihr mit einem monatlichen finanziellen Aufwand rechnen, der nicht gerade gering ist! Lasst es bspw. 200€ fürs Bausparen sein und 50€ für die Lebensversicherung – zusätzlich zur Kreditrate!
Das Geld wird zurückgelegt – nicht verprasst
Ob ein Bausparvertrag als Anschlussfinanzierung sinnvoll ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Immerhin praktisch ist so ein Bausparvertrag, weil man so gezwungen ist, Monat für Monat Geld zurückzulegen, das man womöglich anderweitig verprassen würde. Er dient folglich dazu, mit den eigenen finanziellen Mitteln diszipliniert umzugehen.
Leider sind Bausparverträge aber ziemlich teuer. Gerade in der derzeitigen Niedrigzinsphase meinen viele, dass es günstiger sei, den Kredit lieber höher zu tilgen. Auch wir spielen mit dem Gedanken, eine höhere Tilgung zu vereinbaren, um unseren Kredit schneller zurückzuzahlen. Dann nämlich wären wir gar nicht erst auf eine Anschlussfinanzierung angewiesen.
Unter Umständen kommt auch eine Umschuldung bei einer anderen Bank in Frage. Dort kann man sich günstigere Zinsen sichern als bei der bisherigen Bank, die höchstwahrscheinlich nicht an einer Anpassung ihrer Konditionen nach unten interessiert ist.
Generell gilt es, sich als Kunde zu informieren und ggf. unabhängig beraten zu lassen. Banken bzw. Kundenberater verdienen beim Verkauf von Finanzprodukten durch Provisionen immer mit. Das solltet ihr im Hinterkopf behalten.
Lesenswert:
- Wie viel Geld gibt’s von der Bank? –Baufinanzierung berechnen>>
- Nach der Finanzierungszusage: Was passiert bei einer Objektbesichtigung durch Bank vor Auszahlung?