Du brauchst kein Haus, um glücklich zu sein!

Mieten statt Kaufen

Stadt ist eine riesige Kulturleistung. Sie kann unterschiedlichste Milieus auf konzentriertem Raum gut beherbergen. Alle Formen der Zersiedlung in die Landschaft hinein sind energetisch Unsinn. Warum sollten wir erst viele Straßen bauen, um rauszufahren, dann auf viel Fläche ein kleines Haus setzen, das nur Außenwände hat, die wiederum alle gedämmt werden müssen?

(Arno Brandlhuber, Architekt)

Trotz der „riesigen Kulturleistung“, die eine Stadt darstellen mag, ist das Bedürfnis des Menschen nach etwas Eigenem groß. Ein eigenes Haus. Der eigene Garten. Von solch einem Rückzugsort träumen viele.

Wer es sich leisten kann, investiert in ein Haus. Zur Miete wohnen – und das auch noch mit Kindern – ist unzumutbar geworden. Man will dem Nachwuchs doch etwas bieten. Das Umland ruft!


Bei so viel Abneigung gegen die Mietwohnung muss ich einfach mal Partei für den Schwächeren ergreifen – und Gründe aufzeigen, warum mieten besser ist als kaufen: Man braucht kein Haus, um glücklich zu sein! Eigentlich kann man sogar froh sein, zur Miete zu wohnen.

mieten-statt-bauenHier sind meine 5 Gründe, warum zur Miete wohnen gar nicht dumm ist:

  1. Kindern & Jugendlichen gefällt’s in der Stadt

Was macht man nicht alles für die Kinder? Ihnen soll es schließlich an nichts fehlen. Glücklich und zufrieden sollen sie in einer ruhigen, beschaulichen Siedlung heranwachsen, im nahen Wäldchen erste naturkundliche Erforschungen vornehmen, tief die frische Luft einatmen und ihre Freiheit genießen.

Hand aufs Herz: Der Kinder wegen zieht man nicht um. Aber irgendwie muss man es dem Nachwuchs ja schmackhaft machen: Also kriegt der Bub zur Not den Hundewelpen, der in der Großstadt noch ein absolutes No-Go war. Das eigene Kinderzimmer hatte er in der Mietwohnung zwar auch schon, aber jetzt darf er sich bei IKEA wenigstens sein eigenes Mobiliar zusammenstellen und die Farbe der Wandbemalung mitbestimmen. So wird der Hausbau zum Erlebnis – und Bubs Verlust seines sozialen Umfelds irgendwie in den Hintergrund gedrängt. Doch spätestens, wenn er eingeschult wird und auf den Schulbus angewiesen ist, wird er wehmütig an seine Kindheit in der Stadt zurückdenken…

Ob Kinder in der Stadt oder auf dem Land wohnen, ist ihnen ziemlich egal. Die Stadt erweist sich oft sogar als kinderfreundlicher, weil es einfach mehr Möglichkeiten gibt, etwas mit dem Nachwuchs zu unternehmen. Spielplätze, Kinderbauernhöfe, Schwimmbäder,… und die Freunde wohnen auch gleich um die Ecke. Als zeit- und energiesparend erweist sich zudem, dass all diese Sachen über kurze Wege erreichbar sind. Ein Auto wird nicht gebraucht. Dass man der Kinder wegen in ein Haus zieht, ist demnach ein Mythos.

2. Wirklich zur Ruhe kommt man nur auf dem Land? -Von wegen!

Ja, die Stadt ist laut, das muss ich zugeben. Ich rege mich oft genug selbst darüber auf. Partygeräusche, laute Gespräche auf der Straße, Verkehrslärm und Sirenen, all das nervt. Mein Fenster bleibt über Nacht oft geschlossen, weil ich sonst nicht einschlafen kann. Dann freue ich mich richtig auf den Urlaub in der Pampa, wo man außer dem Zirpen der Grillen keinen Ton vernimmt.

Hm, kürzlich in Bayern habe ich da ganz andere Erfahrungen gesammelt. Viertelstündlich läuteten die Kirchturmglocken. Tagsüber ist mir das überhaupt nicht aufgefallen, als ich nachts im Bett lag dafür umso deutlicher. Letztlich musste ich auch hier die Fenster schließen.

Schlimmer noch: Als Ortsfremde wurde ich sofort als solche identifiziert und neugierig beäugt. Ständig wurde mir ein „Grüß Gott“ abverlangt. Da wünscht man sich doch nichts sehnlicher als die Anonymität der Großstadt zurück, um endlich wieder seine Ruhe zu haben – und diskret seinen Geschäften nachzugehen.

Ruhe ist demnach ein weitgefasster Begriff, den jeder persönlich sowieso immer anders (um-)deutet.

3. Mieten kann sich auszahlen

Gehalt bekommt man nur bis zur Rente. Und danach? –Steht man womöglich auf dem Schlauch! Wer weiß, ob man in 30-40 Jahren überhaupt noch Rente bekommt… Da möchte man wenigstens keine Miete mehr zahlen müssen. Mit einem Haus ist man zur Rente schuldenfrei. Keine monatlichen Belastungen also!

Wer hingegen mietet, schmeiße sein Geld zum Fenster heraus bzw. werfe es dem Vermieter in den Schlund. Dass der für die Instandhaltung der Wohnung sorgt, einen Handwerker vorbeischickt, wenn etwas nicht funktioniert, und sonst alles organisiert (Garten, Müll, Versorgung, Behördenkram etc.) ist mir mein Geld durchaus wert.

Abgesehen davon wird es ein Hauseigentümer bei einem kleinen Gehalt schwerhaben, im Alter auch wirklich alle Schulden los zu sein – selbst bei einem günstigen Haus auf kleinem Grund. Hinzu kommen die monatlichen Nebenkosten, die natürlich auch beim Haus anfallen. Und auch wenn sie in den ersten Jahren noch völlig unerheblich sind, irgendwann kommen Reparaturen auf den Häuslebauer zu…

Auch bei niedrigen Zinsen kommt man mit den monatlichen Raten für ein Haus nicht günstiger weg als mit einer Mietwohnung. Dafür aber bleibt der Mieter flexibel – gerade was seine Investitionen anbelangt. Er kann das Geld, das er übrig hat, in verschiedene Sparanlagen stecken. Nach 30-40 Jahren dürfte er somit ein hübsches Sümmchen angehäuft haben. –Womöglich sogar mehr als ein Hauseigentümer: Dass Immobilien nämlich nicht an Wert verlieren können, ist ein Märchen, das in jüngster Zeit nur allzu oft entmystifiziert wurde (siehe Spanien, USA, GB).

4. Nachbarn sind egal

Glücklich kann man sich schätzen, wenn man ein Haus sein eigen nennt, das ganz allein in der Botanik steht. Aber machen wir uns nichts vor: Die meisten Reihen- und Einfamilienhäuser befinden sich auf winzigen Grundstücken innerhalb von eng bebauten Siedlungen.

Man ist demnach nicht nur als Mieter mit Nachbarn konfrontiert. Mit Nachbarn aber kann man Pech haben, besonders wenn sie sich daneben benehmen oder anderweitig nerven. Ihr wisst, worauf ich hinaus will: Als Mieter kann ich wegziehen, wenn ich mir den Stress mit den Nachbarn sparen möchte*, als Hauseigentümer muss ich womöglich länger durchhalten, weil mir das Haus am Herzen liegt.

*An dieser Stelle sei der Ehrlichkeit halber gesagt, dass es gerade in angesagten Regionen kaum noch möglich ist, ohne Verluste umzuziehen. Man muss eine höhere Miete oder eine kleinere Wohnung in Kauf nehmen, bisweilen sogar den Kiez wechseln, weiter rausziehen… Das schränkt die Flexibilität natürlich arg ein.

5. Nur wer nicht am Besitz hängt, ist frei

Wo wir gerade bei der Flexibilität sind, möchte ich sie auf das Thema „Neuanfang“ ausweiten. Wir alle verspüren doch hin und wieder das Gefühl, mal wieder von vorne anfangen zu wollen – oder zumindest etwas Grundlegendes in unserem Leben zu verändern. Ich zum Beispiel surfe dann oft auf einschlägigen Immobilienplattformen herum und schau mir die Wohnungen an, die angeboten werden.
Auch bei Ausflügen oder im Urlaub stelle ich mir manchmal vor, wie es wäre, dort zu wohnen. Das muss kein Traum bleiben, denn eine Mietwohnung findet sich immer. Die alte hingegen ist schnell gekündigt.

Was ein Haus erfordert, ist hingegen Kontinuität – vor allem in Bezug auf die Rückzahlung des Bankdarlehens. Das bedeutet auch, dass man am (ungeliebten) Job festhalten muss, sich nicht neu ausprobieren kann. Ansonsten würde man ja riskieren, das Haus zu verlieren.

Man wünscht sie ja keinem, aber sie treten dennoch mitunter auf: Beziehungs-, Sinn- und Lebenskrisen! Bei ihrer Bewältigung kann ein Haus im Wege stehen. Schließlich hat man im Hinterkopf stets diesen Riesenbatzen Geld, den man der Bank noch schuldet. Ein Haus kann auch ein Käfig sein, ein goldener natürlich.


Verstehen kann ich selbstverständlich trotzdem, weshalb sich viele ein Haus wünschen und diesen Wunsch auch verwirklichen. Deshalb berichte ich ja regelmäßig über Hausbaufirmen und News zum Thema Wohnen.

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